Nutzen von Omega-3-Fettsäuren in der KHK-Prävention bestätigt

Die Ernährung der japanischen Bevölkerung ist traditionell reich an Fisch. Auf die Idee, daß sich durch Nahrungsergänzung mit in Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren in diesem Land noch positive gesundheitliche Effekte erzielen lassen, muß man deshalb erst einmal kommen. Japanische Untersucher haben das Experiment gewagt. Durch gleichzeitige Lipidsenkung mit Statinen haben sie die Hürde für einen präventiven Nutzen der Fettsäuren-Supplementierung sogar besonders hoch gelegt. Erfolg hatten sie dennoch.

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Peter Overbeck

Daß regelmäßiger Verzehr von Fisch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt, ist in vielen epidemiologischen Studien beobachtet worden. Diese präventive Wirkung wird primär den in Fisch enthaltenen essentiellen Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPS) und Docosahexaensäure (DHS) - auch als Omega-3-Fettsäuren bekannt - zugeschrieben.

Die Nahrungsergänzung mit diesen Fettsäuren hat in der Sekundärprävention nach Myokardinfarkt nachweislich eine kardioprotektive Wirkung. In einer großen Studie (GISSI-Prevenzione) mit 11 323 Postinfarkt-Patienten wurde durch regelmäßige Einnahme einer EPS / DHS-Zubereitung in Form von Fettsäureethylestern die Sterblichkeit signifikant gesenkt.

Überrascht hat in dieser Studie vor allem der sehr frühe Effekt dieser Behandlung auf die Mortalität, die trotz fehlender Cholesterinsenkung schon nach drei Monaten signifikant reduziert wurde. Eine hochsignifikante Verringerung plötzlicher Herztode um 45 Prozent war die treibende Kraft für diese Mortalitätsreduktion.

Weltweit empfehlen inzwischen kardiologische Fachgesellschaften die Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren zur Sekundärprävention nach Myokardinfarkt.

Nachdem zunächst blutdruck- und lipidsenkende sowie antithrombotische Effekte als mögliche Mechanismen der protektiven Wirkung von Omega-3-Fettsäuren in der Diskussion waren, bot sich nach GISSI-Prevenzione eine antiarrhythmische Wirkung als naheliegende Erklärung an. Zumindest bei Patienten mit implantiertem Defibrillator (ICD) wegen lebensbedrohlicher ventrikulärer Arrhythmien in der Vorgeschichte konnte eine spezifische antiarrhythmische Wirkung in zwei neueren Studien jedoch nicht verifiziert werden.

Zwei Fragen blieben zu klären:

  • Ist eine Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren auch in der Primärprävention von Nutzen?
  • Haben Omega-3-Fettsäuren bei mit Statinen behandelten Patienten eine additive präventive Wirkung?

Zur Klärung beider Fragen steuert die in Dallas präsentierte JELIS (Japan EPA Intervention Study)-Studie wesentliche Informationen bei.

In diese Studie sind in Japan 18 645 Patienten mit Hypercholesterinämie (Gesamtcholesterin > 250 mg / dl), LDL-Cholesterin im Schnitt: 182 mg / dl) aufgenommen worden. Alle Studienteilnehmer wurden mit einem Statin in niedriger Dosierung behandelt. Zusätzlich erhielten 9326 Patienten täglich 1800 mg hochgereinigte Eicosapentaensäure (EPS) in Kapseln.

Geklärt werden sollte, ob sich durch diese Zusatztherapie die Rate kardialer Ereignisse (primärer kombinierter Endpunkt: plötzlicher Herztod, Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris, notwendige Revaskularisation) reduzieren läßt.

Nach im Mittel 4,6jähriger Behandlungsdauer betrug die Rate entsprechender Ereignisse in der nur mit Statinen behandelten Kontrollgruppe 3,5 Prozent. In der EPS-Gruppe war sie mit 2,8 Prozent im Vergleich dazu signifikant um 19 Prozent niedriger, wie Dr. Mitsuhiro Yokoyama berichtete. Entscheidend für diese Reduktion war das signifikant seltenere Auftreten von instabiler Angina pectoris (Inzidenz: 1,6 versus 2,1 Prozent).

Für den absoluten Nutzen der EPS-Behandlung war allerdings von Bedeutung, ob die Patienten bereits eine Koronarerkrankung hatten oder nicht. In der Subgruppe ohne Anzeichen für eine KHK (n = 14 981) wurde nur eine nicht signifikante Reduktion um 18 Prozent beobachtet. Dagegen profitierten Patienten mit dokumentierter KHK (n = 3664) von einer signifikanten Senkung der Rate koronarer Ereignisse um 19 Prozent durch EPS (8,7 versus 10,7 Prozent).

Die Reduktion des LDL-Cholesterins um 26 Prozent war in der EPS- und Kontrollgruppe identisch. Yokoyama geht deshalb davon aus, daß die in JELIS mit EPS erzielte Reduktion kardialer Komplikationen auf Wirkmechanismen beruht, die von der Lipidsenkung unabhängig sind.

Im Gegensatz zur GISSI-Prevenzione-Studie hatte die EPS-Behandlung in JELIS keinen Einfluß auf die Inzidenz des plötzlichen Herztodes (Inzidenz: 0,2 versus 0,2 Prozent). Nach Ansicht Yokoyamas ist die Erklärung dafür möglicherweise in Unterschieden zwischen den Patientenpopulationen beider Studien zu suchen.

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