Interdisziplinäres Thema Herzschwäche

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Die zunehmende Prävalenz der Herzinsuffizienz in der Bevölkerung müsse mehr als bislang als interdisziplinäres Problem aufgefasst werden, fordert Professor Georg Ertl. Beim Internistenkongress wird der Würzburger Kardiologie dazu einen Plenarvortrag halten.

WÜRZBURG/WIESBADEN (ner). Warum bekommt der eine Herzinfarkt-Patient nach gewisser Zeit eine Herzinsuffizienz, der andere nicht?

Außer Faktoren wie der Größe des Myokardinfarkts oder der Zahl erlittener Infarkte gebe es weitere Variablen, die noch nicht genau bekannt seien, sagt Professor Georg Ertl, Sprecher des Vorstands am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz an der Universität Würzburg.

"Das könnte zum Beispiel auch an der Gen-Ausstattung des jeweiligen Patienten liegen." Genetische oder epigenetische Mechanismen der Herzinsuffizienz-Entstehung dürften daher unter anderem künftige Ziele neuer Präventions- und Therapiestrategien sein.

An dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Würzburger Interdisziplinären Forschungs- und Behandlungszentrum gehen klinische und Grundlagenforscher diesen Fragen nach, um den Übergang einer ischämischen Herzkrankheit, einer Kardiomyopathie oder einer anderen Grunderkrankung in die Herzinsuffizienz zu verhindern.

So bilden manche Patienten Antikörper gegen die beta-Rezeptoren des Herzens. Diese Antikörper können mit einem neuen Medikament neutralisiert werden.

Insgesamt viele Patienten betroffen

Viel zu tun gebe es zudem noch bei der Erforschung seltener Erkrankungen, die in ihrem Verlauf ebenfalls in eine Herzinsuffizienz münden können, erklärt Ertl. Dazu gehören etwa die lysosomale Speichererkrankung Morbus Fabry, die Friedreich-Ataxie oder die Amyloidose.

Zwar sind von den einzelnen Krankheiten wenige Patienten betroffen. "Zählt man jedoch alle seltenen Erkrankungen zusammen, die Herzinsuffizienz auslösen können, sind das doch viele Patienten", so Ertl.

Weil es sich meist um Systemerkrankungen handelt, bedürfen die Patienten der Versorgung durch Spezialisten verschiedener Fachrichtungen. So sind Fabry-Patienten oft primär in nephrologischer, Patienten mit Friedreich-Ataxie in neurologischer Behandlung.

Das klinische Syndrom Herzinsuffizienz kommt im Verlauf der Grunderkrankung hinzu. Es nur durch die kardiologische Brille zu betrachten, erscheint daher nicht ausreichend.

Ertl: "Wir müssen uns damit klinisch und in der Grundlagenforschung interdisziplinär auseinandersetzen. Hier in Würzburg sehen wir, wie sehr wir davon profitieren können!"

Professor Georg Ertl hält seinen Plenarvortrag "Prävention der Herzinsuffizienz und ihrer Komplikationen" am 16. April um 8.45 Uhr; www.dgim2012.de

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