Dicker Bauch stützt schwaches Herz

Dicksein kann auch ein Vorteil sein: Fettpolster auf den Hüften halten den Tod auf Abstand - zumindest wenn eine Herzschwäche vorliegt.

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Patienten mit Herzinsuffizienz profitieren von Übergewicht. Wirken die höheren Lipoproteinspiegel entzündungshemmend?

Patienten mit Herzinsuffizienz profitieren von Übergewicht. Wirken die höheren Lipoproteinspiegel entzündungshemmend?

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LOS ANGELES (BS). Dass bei bestehender Herzinsuffizienz Übergewicht von Vorteil ist (Adipositas-Paradoxon), ist schon länger bekannt, wurde bisher aber vor allem bei Männern beobachtet.

Eine Studie vom UCLA Medical Center in Los Angeles zeigt nun, dass der Zusammenhang geschlechtsunabhängig besteht.

Sowohl ein hoher Body-Mass-Index (BMI = 25 kg/m2) als auch ein dicker Bauch (Taillenumfang = 88 cm bei Frauen, = 102 cm bei Männern) verbessern die Chancen, eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz ohne Herztransplantation oder Implantation eines Unterstützungssystems zu überleben (Amer J Cardiol 2012; 110: 77-82).

Dies schafften im Verlauf von zwei Jahren 63 Prozent der übergewichtigen Männer, aber nur 53,5 Prozent der Männer mit einem BMI unter 25. Von den Männern mit stark gerundeter Körpermitte erreichten 79 Prozent dieses Ziel, von denen, die schlanker um die Taille waren, nur 63 Prozent.

Genauso überlebten auch Frauen häufiger, ohne dass sie sich einem Eingriff unterziehen mussten, wenn sie einen BMI über 25 hatten (67 versus 57 Prozent).

Ein größerer Taillenumfang war nur tendenziell von Vorteil. Wenn man den Einfluss anderer prognoserelevanter Faktoren eliminierte, zeigte sich ein ähnliches Ergebnis.

Fettgewebe eine metabolische Reserve?

Die Auswirkung des BMI war in der US-Studie bei 2718 Patienten, die des Taillenumfangs bei 469 Patienten untersucht worden.

Alle Studienteilnehmer im mittleren Alter von 53 Jahren hatten an einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz gelitten mit einer linksventrikulären Auswurffraktion von etwa 23 Prozent; ein Viertel von ihnen waren Frauen.

Für das Adipositas-Paradoxon wird eine Vielzahl von Erklärungen diskutiert.

Kachexie als Ursache für die schlechtere Prognose der nicht übergewichtigen Patienten kann jedoch weitgehend ausgeschlossen werden, da in diese Studie wie in andere Studien nur Patienten mit einem BMI über 18,5 aufgenommen wurden.

Das vermehrte Fettgewebe könnte aber eine metabolische Reserve darstellen. Außerdem wird vermutet, dass höhere Lipoproteinspiegel entzündungshemmend wirken.

Quelle: www.springermedizin.de

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 13.07.201209:08 Uhr

Kranke Schlanke?

Nach der Studie im American Journal of Cardiology (Am J Cardiol 2012; 110 (1): 77-82) hatten Männer mit Herzinsuffizienz und n o r m a l e m BMI ein um 34 Prozent höheres Risiko für kardiale Ereignisse wie Implantation eines Gerätes, Herztransplantation oder den Herztod. Bei Frauen mit normalem BMI waren diese Risiken sogar um 38 Prozent erhöht.

Gegenüber dem Gesamtkollektiv hatten Patienten mit dem höheren BMI ü b e r 25 kg/m3 ein b e s s e r e s Outcome. Daraus wurde auf ein sogenanntes Adipositas-Paradoxon geschlossen: Übergewicht erhöhe das Risiko bei Gesunden. Wer bereits erkrank sei, würde vom Übergewicht eher profitieren. Dabei wird wohl übersehen, dass eine „Kardiopulmonale Kachexie“ die Ursache sein könnte, und nicht das "Adipositas-Paradoxon". Patienten mit fortgeschrittener, schwerer Herzinsuffizienz entwickeln einen katabolen Stoffwechsel. Wer in die Endstrecke der Herzinsuffizienz NYHA IV einbiegt, kann keine anabole Energiebilanz mehr aufbauen. Dann trifft die höhere Sterblichkeit vermehrt unsere untergewichtigen Herzinsuffizienz-Patienten. Und das wirkt sich auch schon bei dem in der Studie verwendeten "cut-off" eines BMI über 18,5 aus (dieser entspricht bei einer Größe von 180 cm nur noch 59 kg Körpergewicht)!

Die Gleichung "schlank gleich gesund" gilt eben nur für Gesunde, nicht für kranke Schlanke

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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