Anämie bei Herzinsuffizienz

Die Hoffnung EPO verpufft

Anämie ist eine häufige Komorbidität bei Herzinsuffizienz. Viele hatten ihre Hoffnung auf Epoetin (EPO) gesetzt. Doch diese Hoffnung muss jetzt wohl begraben werden.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Blutausstrich eines Patienten mit hypochromer Anämie.

Blutausstrich eines Patienten mit hypochromer Anämie.

© CNRI / SPL / Agentur Focus

MÜNCHEN. Anämie ist bei chronischer Herzinsuffizienz eine häufige und oft übersehene Begleiterscheinung. Je nach Definition beträgt ihre Prävalenz zwischen 15 und 50 Prozent.

Die Pathogenese ist komplex und multifaktoriell. Bei vielen Herzinsuffizienz-Patienten liegt ursächlich ein Eisenmangel vor. Offenbar ist aber auch die reaktive Freisetzung von Erythropoetin (EPO) zur Ankurbelung der Erythropoese häufig inadäquat.

Eine persistierende Anämie ist bei Herzinsuffizienz mit einer erhöhten Sterberate assoziiert. Da liegt die Erwartung nahe, dass eine Korrektur erniedrigter Hb-Werte mit sogenannten Erythropoese stimulierenden Agenzien (ESAs) sich günstig auf die Prognose der Patienten auswirken könnte.

Nicht zuletzt mögliche pleiotrope Effekte von EPO unabhängig von dessen primärer Wirkung auf die Erythropoese weckten Hoffnungen, dass diese Rechnung aufgehen könnte.

Experimentellen Daten zufolge scheinen sich nämlich via EPO-Rezeptoren auch zell- und gewebeprotektive Wirkungen am Herzen und an Gefäßen erzielen lassen.

Daten zum klinischen Nutzen einer EPO-Behandlung bei Herzinsuffizienz stammten bisher nur aus kleinen Studien, in denen die Wirkung anhand von Surrogatparametern wie Belastungskapazität oder Lebensqualität beurteilt wurde.

In den meisten placebokontrollierten Studien war das EPO-Analogon Darbepoetin alfa Prüfsubstanz.

Die Daten ergaben kein konsistentes Bild. In einigen - jedoch nicht in allen - Studien führte die Behandlung bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit begleitender Anämie zu einer Verbesserung von Lebensqualität, NYHA-Funktionsklasse oder spirometrischen Messgrößen.

Erinnerungen an die TREAT-Studie

Die bislang größte placebokontrollierte Studie (STAMINA-HeFT) verlief dagegen enttäuschend: Weder der primäre Endpunkt (Belastungszeit auf dem Ergometer) noch sekundäre Endpunkte wie Lebensqualität und NYHA-Klasse wurden trotz deutlichen Hb-Anstiegs durch Darbepoetin alfa günstig beeinflusst.

Eine definitive Antwort auf die Frage, ob eine EPO-Therapie als Ansatz zur Prognoseverbesserung bei Herzinsuffizienz tauglich ist oder nicht, konnte nur die 2006 gestartete RED-HF-Studie (Reduction of Events With Darbepoetin Alfa in Heart Failure) bringen.

Diese Antwort liegt jetzt vor: Der Unternehmen Amgen als Studiensponsor gab in einer Pressemitteilung bekannt, dass die Studie das gesteckte Ziel verfehlt hat.

Ein relevanter Effekt der Anämie-Korrektur mit Darbepoetin alfa auf den primären Endpunkt konnte nicht nachgewiesen werden. Das bedeutet: Todesfälle und Herzinsuffizienz-bedingte Klinikeinweisungen sind durch die Epoetin-Therapie nicht verringert worden.

An der Studie waren 2278 Patienten mit symptomatischer systolischer Herzinsuffizienz und begleitender Anämie (Hb-Werte im Bereich zwischen 9 g/dl und 12 g/dl) beteiligt. Zielvorgabe für die Hb-Anhebung war ein Wert von mindestens 13 g/dl und maximal 14,5 g/dl.

Diese Hb-Zielvorgabe liegt deutlich über dem Zielbereich, den etwa die EMA nach Abschluss eines Verfahrens zur Risikobewertung von Epoetinen einheitlich für alle Indikationen vor Jahren vorgeschrieben hat (10 g/dl bis 12 g/dl).

Der enttäuschende Ausgang der RED-HF-Studie erinnert an die 2009 vorgestellte TREAT-Studie, in der Darbepoetin alfa bei Diabetikern mit renaler Anämie die Inzidenz von kardiovaskulären oder renalen Ereignissen ebenfalls nicht verringert hat.

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