Neue Studie

Erhöhte Sterblichkeit bei Digitalis plus ICD

In einer Studie hat Digitalis die Sterblichkeit bei Patienten mit implantiertem Defibrillator erhöht.

Veröffentlicht:

MANNHEIM. Herzpatienten mit einem Implantierbaren Cardioverter Defibrillator (ICD), die gleichzeitig mit Digitalis behandelt werden, haben eine deutlich höhere Sterblichkeit als ICD-Patienten ohne diese Medikation.

Zu diesem Ergebnis kommen Julia Erath und Mitautoren (Universitätsklinikum Frankfurt a. M. und Gießen) nach der Analyse der Daten von 1020 Patienten, denen zwischen 1996 und 2009 ein ICD implantiert wurde und die bis zu zehn Jahre nachbeobachtet wurden.

Die Studienergebnisse wurden auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim vorgestellt (DGK Abstract P455).

Bei einem einfachen Sterblichkeitsvergleich der Patientengruppe mit Digitalis und der Vergleichsgruppe ohne Digitalis zeigte sich eine signifikant erhöhte Sterblichkeit in der Digitalis-Gruppe.

Zweite Analyse bringt Bestätigung

In einer zweiten Analyse korrigierten die Studienautoren die Daten auf das Vorhandensein von Faktoren wie Patientenalter oder bestimmte vorliegenden Krankheiten, die zu einer erhöhten Sterblichkeit beitragen könnten.

Auch nach dieser statistischen Anpassung zeigte sich eine signifikant erhöhte Sterblichkeit für Patienten unter Digitalis-Therapie.

"Unsere Daten zeigen erstmals auch für ein Patientenkollektiv von ICD-Trägern Hinweise auf einen negativen Effekt von Digitalis auf die Sterblichkeit", wird Erath in einer Mitteilung der DGK zitiert.

"Somit stehen sie im Einklang mit anderen jüngst veröffentlichten Befunden, die auf eine ähnlich gesteigerte Mortalität von Digitalis-behandelten Patienten hinweisen. Unsere Daten verdeutlichen die Notwendigkeit einer sorgfältig kontrollierten klinischen Studie zum Nutzen von Digitalis bei ansonsten optimal behandelten Patienten mit struktureller Herzkrankheit."

"Strenge Therapiekontrolle nötig"

"Digitalis wird seit langem zur Therapie bei Herzinsuffizienz verwendet. Heute sind die medizinischen Haupteinsatzgebiete die Therapie der symptomatischen Herzschwäche und die Herzfrequenzkontrolle bei der Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern. Digitalis ist günstig und breit verfügbar, allerdings erfordern die enge therapeutische Breite, mögliche Medikamenteninteraktionen sowie organ- und geschlechtsspezifische Risikoprofile eine strenge Therapiekontrolle", sagte Erath.

Bei der DGK-Jahrestagung präsentierten Erath und Kollegen auch eine Meta-Analyse von insgesamt 16 Studien zu Digitalis und Herzerkrankungen.

Diese zeigen, dass auch bei Patienten mit chronischer Herzschwäche und mit Vorhofflimmern eine Digitalis-Therapie negative Auswirkungen auf die Sterblichkeit hat. (eb)

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