Pluspunkte für das Schallen durch den Ösophagus

LEIPZIG (scho). Jeder Hausarzt kennt Patienten mit Vorhofflimmern. Denn das ist die häufigste Rhythmusstörung bei Erwachsenen überhaupt. Vorhofflimmern geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für Schlaganfälle einher. Um dieses Risiko einzuschätzen und um die Ätiologie eines Vorhofflimmerns zu klären, kann die transösophageale Echokardiographie (TEE) wichtige Zusatzinformationen zur konventionellen transthorakalen Echokardiographie liefern.

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Besonders bei jüngeren Menschen sollte eine TEE veranlaßt werden, um etwa ein offenes Foramen ovale nachzuweisen. Auch ist die TEE die Methode der Wahl, um Thromben im Vorhof auszuschließen. Dies ist Voraussetzung für eine eventuelle Kardioversion.

Mit der TEE kann außerdem das Risiko für thrombembolische Komplikationen wie eine TIA oder ein Schlaganfall abgeschätzt werden. Darauf hat Professor Harald Becher vom John Radcliffe Hospital in Oxford in Großbritannien hingewiesen. Denn immerhin gehen ein Sechstel aller Schlaganfälle auf thrombembolische Komplikationen bei Vorhofflimmern zurück.

Mit einer transthorakalen Echokardiographie kann zwar eine Verminderung der Auswurfleistung sowie ein vergrößerter linker Vorhof nachgewiesen werden, zur Risikoabschätzung thrombembolischer Komplikationen sei die TEE jedoch weitaus besser geeignet, so Becher auf dem 2. Leipziger Echokardiographie Symposium.

Die TEE hat mit 95 bis 100 Prozent sowohl eine hohe Sensitivität als auch Spezifität für Thromben. Diese werden von Kardiologen meist im linken Vorhofohr gefunden. Auch der Nachweis von Aortenbogenplaques sowie eines spontanen Echokontrastes (Sludge) im Vorhofohr weisen auf ein erhöhtes Thrombembolie-Risiko hin.

Becher betonte, daß es wichtig sei, auch bei technischen Schwierigkeiten das Herzohr in allen Achsen zu schallen. Denn mehr als 50 Prozent aller Patienten haben zwei oder mehr Herzohrlappen, und diese können leicht als Quelle von Thromben übersehen werden.

Als weiterer Parameter wird vom Kardiologen in der Regel die Flußgeschwindigkeit am Vorhofohr bestimmt. Beträgt diese unter 20 cm pro Sekunde, liegt ein erhöhtes thrombembolisches Risiko vor.

Becher wies auch auf einige Raritäten hin, die mit einem Thrombus verwechselt werden können. Hierzu zählen das Myxom, eine Stenose des linken Vorhofohrs sowie eine Einstülpung des Vorhofohrs nach innen nach einer Herzoperation.

Beim Nachweis eines atrialen Thrombus sollte bei der Antikoagulationstherapie der INR-Wert mit 2,5 bis 3,5 höher angesetzt werden als beim alleinigen Nachweis eines Vorhofflimmerns, empfahl Privatdozent Dr. Heyder Omran vom Marienhospital in Bonn.

Doch was tun mit Patienten, bei denen eine absolute Kontraindikation für eine Antikoagulation besteht? Hier erprobt Omran an der Klinik ein Verfahren, bei der das Vorhofohr durch ein Spezialsystem (PLAATO™) verschlossen wird. Das System ähnelt einem Ballon, der am Eingang des Herzohres entfaltet wird und dieses verschließt.

Eingebracht wird der Ballon mit einem Katheter, der über die Leiste in den rechten Vorhof vorgeschoben wird. Dann wird unter TEE-Kontrolle das Septum punktiert, das linke Vorhofohr sondiert und der Ballon durch mehrere kleine Anker befestigt.

Omran geht davon aus, daß das Embolierisiko damit um etwa 50 Prozent gesenkt wird. Bislang hat er den Ballon mit guten Ergebnissen bei mehr als 40 Patienten eingesetzt. Zur weiteren Beurteilung des Systems ist eine prospektive randomisierte Studie auf den Weg gebracht.

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