Sichere Option für initiale Antikoagulation bei Kardioversion

DRESDEN (ob). Patienten mit Vorhofflimmern, die einer Kardioversion unterzogen werden, benötigen eine Antikoagulation, um die Bildung atrialer Thromben zu verhindern. Nach Ergebnissen einer neuen Studie scheint dafür das niedermolekulare Heparin Certoparin eine sichere und effektive Option zu sein.

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Maßgeblich für die antithrombotische Therapie bei Kardioversion ist die Dauer des Vorhofflimmerns. Bei weniger als 48 Stunden bestehender Arrhythmie wird meist rasch kardiovertiert, wobei als Embolieschutz nach initialer Heparinisierung eine Antikoagulation mit Cumarinderivaten über drei bis vier Wochen nach Kardioversion empfohlen wird.

Bei länger als zwei Tage bestehendem Vorhofflimmern sollte der Kardioversion zunächst eine etwa vierwöchige Antikoagulation (INR-Zielbereich: 2,0 bis 3,0) vorausgehen. Mit transösophagealer Echokardiographie (TEE) lässt sich diese Phase aber unter Umständen verkürzen: Können mit der TEE-Untersuchung Vorhofthromben ausgeschlossen werden, ist eine rasche Kardioversion unter Verzicht auf die vorgeschaltete Cumarintherapie möglich. Danach wird die übliche Antikoagulation mit anfänglicher Heparinisierung und überlappender oraler Cumarintherapie empfohlen.

In ersten Studien hat sich das niedermolekulare Heparin Enoxaparin bei TEE-gesteuerter Kardioversion als Alternative zu unfraktioniertem Heparin bewährt. Ähnlich gute Ergebnisse konnte eine deutsche Forschergruppe jetzt mit Certoparin (Mono-Embolex®) in der AFFECT (Atrial Fibrillation Feasibility Certoparin Trial)-Studie erzielen. Ihre Ergebnisse hat Studienleiter Professor Ulrich Tebbe aus Detmold beim Kongress der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) in Dresden erstmals vorgestellt.

Ziel dieser offenen Studie war, Sicherheit und Machbarkeit einer kurzzeitigen Antikoagulation mit Certoparin bei Patienten mit Vorhofflimmern und TEE-geleiteter elektrischer Kardioversion zu beweisen. Insgesamt 200 Patienten erhielten Certoparin in gewichtsunabhängiger Dosierung (8000 I.E. anti-Xa zweimal täglich) sowie überlappend eine orale Cumarintherapie.

Bei 162 Patienten (82 Prozent) bestand das Vorhofflimmern länger als 48 Stunden. Von 145 Patienten dieser Gruppe, die einer TEE-Untersuchung unterzogen wurden, hatten 13 nachweisbare Vorhofthromben. Bei 49 Patienten kehrte der Sinusrhythmus spontan zurück. Eine Kardioversion wurde bei 120 Patienten vorgenommen (Erfolgsrate: 86 Prozent). Im Beobachtungszeitraum entwickelte sich bei einer Patientin ein Schlaganfall, der zwei Tage nach Absetzen von Certoparin auftrat und, so Tebbe, in fraglichem Bezug zur Heparintherapie stehe. Bei drei Patienten kam es zu klinisch relevanten Blutungskomplikationen (Hb-Abfall und/oder Transfusion).

Tebbes Fazit: Certoparin ermöglicht nach diesen Daten bei Kardioversion eine sichere, effektive und zudem einfach anwendbare initiale Antikoagulation.



STICHWORT

INR

Die INR (International Normalized Ratio) wird zur Kontrolle der Antikoagulation anstelle der Thromboplastinzeit (Quickwert) empfohlen. Der INR-Wert wird berechnet, indem man die Thromboplastinzeit des Patientenplasmas durch die Thromboplastinzeit eines Normalplasmas teilt und den Quotienten mit einem Korrekturfaktor potenziert. Je höher der INR-Wert, um so stärker die Gerinnungshemmung.

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