Vorhofflimmern: Nieren-Kontrolle ist Pflicht

Die neuen oralen Antikoagulanzien finden zur Therapie bei Vorhofflimmern breiten Anklang. Wer Nierenfunktion und Begleitmedikation beachtet, ist auf der sicheren Seite.

Veröffentlicht:
Nieren im Blick - auch bei der Therapie mit den neuen Gerinnungshemmern.

Nieren im Blick - auch bei der Therapie mit den neuen Gerinnungshemmern.

© Sebastian Schreiter

BERLIN (gvg). Die beiden derzeit in Deutschland zugelassenen neuen oralen Antikoagulanzien sind der Thrombinhemmer Dabigatran und der Faktor Xa-Hemmer Rivaroxaban.

Zu erwarten sei außerdem die baldige Markteinführung von Apixaban, das ebenfalls am Faktor Xa ansetzt. Hinsichtlich der Wirksamkeit in der Schlaganfallprophylaxe wurde für Dabigatran in der Dosis zweimal 150mg in der RELY-Studie eine signifikante Überlegenheit gegenüber Vitamin K-Antagonisten demonstriert.

Für Rivaroxaban wurde in der ROCKET HF-Studie gegenüber Vitamin K-Antagonisten beim primären Wirksamkeitsendpunkt Nicht-Unterlegenheit gezeigt.

Mediale Berichte über Blutungsereignisse unter Therapie mit Dabigatran sollten unbedingt in den Kontext der verfügbaren Studiendaten, speziell der Ergebnisse der RELY-Zulassungsstudie, gestellt werden, betonte Professor Dr. Carsten Tschöpe von der Charité Berlin.

Bis zum 31.12.2011 seien bei Therapie mit Dabigatran 594 schwerwiegende Blutungsereignisse auf 100.000 Patientenjahre aktenkundig gewesen, so Tschöpe. Dies liege fünf- bis sechsmal niedriger als die entsprechende Quote aus der RELY-Studie.

Ähnlich bei den tödlichen Blutungsereignissen: Hier seien bis Ende 2011 insgesamt 63 Ereignisse pro 100.000 Patientenjahre gemeldet worden. Zu erwarten gewesen wären auf Basis der RELY-Daten 230 Todesfälle für die Dosierung zweimal 150mg Dabigatran und 190 Todesfälle für die Dosierung zweimal 110mg Dabigatran.

Rivaroxaban Alternative bei Älteren

Auch wenn unterstellt werden kann, dass viele Blutungsereignisse nicht gemeldet werden, lasse sich aus diesen Daten keine auffällige Häufung von Blutungsereignissen ableiten, so der Experte.

Entscheidend für den praktischen Alltag sei, die Nierenfunktion der Patienten zu kennen, betonte Tschöpe. "Die Probleme, die gemeldet wurden, traten vor allem bei älteren Menschen auf."

Diese hatten wahrscheinlich häufig eine eingeschränkte Nierenfunktion, sodass wohl überdosiert wurde.

Tschöpe betonte erneut, dass Dabigatran bei einer schweren Einschränkung der Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance kleiner 30 ml/min) kontraindiziert sei. Eingesetzt werden könne bei diesen Patienten dagegen Rivaroxaban, sofern die Kreatinin-Clearance noch über 15 ml/min liege.

Generell sei Rivaroxaban bei älteren Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion eine sinnvolle Alternative zu Dabigatran, wenn der Arzt Sorge vor Blutungsereignissen habe.

Insgesamt habe der Stellenwert der Antikoagulationstherapie bei Patienten mit Vorhofflimmern in den letzten Jahren noch einmal zugenommen, sagte Tschöpe.

"Wir wissen heute, dass das Risiko, einen Schlaganfall zu entwickeln, bei Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern genauso hoch ist wie bei Patienten mit permanentem Vorhofflimmern."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Der positive Jahresrückblick

Diese guten Nachrichten gab es 2025 im Gesundheitswesen

Lesetipps
Eine Person hält drei Figuren in den Händen

© Suriyo/stock.adobe.com

Man kann nicht nicht führen

Mitarbeiterführung in der Arztpraxis: Tipps für Praxisinhaber

Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?