Vorhofflimmern

Schlaganfall-Risiko steigt erheblich

Patienten mit Vorhofflimmern haben ein fünf mal höheres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, zeigt eine Metaanalyse von kanadischen Forschern.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Kardiales Monitoring bringt Vorhofflimmern ans Licht.

Kardiales Monitoring bringt Vorhofflimmern ans Licht.

© J-Elgaard / iStockphoto

LONDON / KANADA. Patienten mit Vorhofflimmern haben im Vergleich zu Personen ohne diese Störung ein um den Faktor fünf erhöhtes Insultrisiko. Steht bereits ein Schlaganfall in der Vorgeschichte, liegt die Wahrscheinlichkeit, im Lauf des ersten Jahres nach dem Ereignis einen weiteren ischämischen Zerebralinsult zu erleiden, bei 15 Prozent.

Für die Therapie nach Insult ist es entscheidend, ein eventuelles Vorhofflimmern aufzudecken, denn die Einnahme oraler Antikoagulanzien vermag die Gefahr für einen erneuten Schlaganfall um bis zu zwei Drittel zu senken.

Vier Phasen analysiert

In früheren Arbeiten verlauteten Schätzungen, wonach ein kardiales Monitoring bei rund zehn Prozent der Patienten ein Vorhofflimmern ans Licht bringt.

Kanadische Forscher um den Neurologen Luciano Sposato vom London Health Science Centre haben nun in einer Metaanalyse von 50 Studien mit 11.658 Patienten geprüft, ob dies zutrifft (Lancet Neurology 2015; 14: 377-387). Sie stießen dabei auf bedeutend höhere Ziffern.

Die Forscher unterteilten das kardiale Monitoring in vier Phasen. Als Phase 1 zählte das bei Klinikaufnahme nach einem Insult oder einer TIA geschriebene EKG. Phase 2 umfasste den stationären Aufenthalt mit seriellen EKGs, kontinuierlichem EKG-Monitoring, kardialer Telemetrie und Langzeit-EKGs.

Phase 3 betraf ambulant gefertigte Langzeit-EKGs. Und Phase 4 schloss ambulante kardiale Telemetrie und Aufzeichnungen mithilfe von Event-Recordern ein, wobei externe oder implantierte Geräte eingesetzt wurden.

Fast jeder vierte Patient betroffen

Die Diagnoseraten für Vorhofflimmern nach einem Schlaganfall erreichten in der ersten Phase 7,7 Prozent, in der zweiten 5,1 Prozent, in der dritten 10,7 Prozent und in der vierten Phase 16,9 Prozent.

Alle Phasen zusammengenommen wurde bei 23,7 Prozent der Post-Schlaganfall-Patienten ein Vorhofflimmern entdeckt.

"Der Anteil der Schlaganfallpatienten mit Vorhofflimmern scheint höher zu sein als bisher geschätzt", resümieren die Mediziner. Demzufolge könnten mehr Patienten mit oralen Antikoagulanzien behandelt und mehr Schlaganfallrezidive verhindert werden.

Sie raten zudem, sich bei der Diagnose von Vorhofflimmern nicht auf ein einzelnes Verfahren zu verlassen, da so etwas wie ein diagnostischer Goldstandard nicht existiere.

Die Forscher nehmen an, dass die Prävalenz von Vorhofflimmern bei Insultpatienten - solche mit Vorhofflimmern vor dem Schlaganfall eingeschlossen - noch wesentlich höher liegen könnte, als sie in ihrer Studie errechnet haben, nämlich bei nahezu 40 Prozent.

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