Körperliches Training

Zum Sport trotz Vorhofflimmern?

Sport ist Mord? Ein intensives Sporttraining kann das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen. Ein moderates Bewegungsprogramm ist für Patienten mit Vorhofflimmern dagegen sinnvoll.

Von Ellen Jahn Veröffentlicht:
Leichtes bis moderates Walking kann das Risiko für Vorhofflimmern senken.

Leichtes bis moderates Walking kann das Risiko für Vorhofflimmern senken.

© Konrad Weiss / fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) können von Gesundheitssport profitieren. Ein moderates Bewegungsprogramm kann die Frequenzkontrolle verbessern sowie Leistungsfähigkeit und Lebensqualität steigern.

Ausdauersport kann infolge einer Sportherzadaptation zu VHF führen. Ein trainingsbedingt erhöhter Vagotonus sowie die Vergrößerung oder erhöhte Volumenbelastung des linken Vorhofs können theoretisch die Induktion und Aufrechterhaltung von VHF beim Ausdauersportler begünstigen.

Erstmals entdeckt wurde dieses Phänomen 1998 bei 228 Orientierungsläufern. Sie hatten nicht die "klassischen" VHF-Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes, Herzinsuffizienz und Herzklappenerkrankungen oder fortgeschrittenes Alter, wiesen aber ein gegenüber der Normalbevölkerung 5,5-fach erhöhtes VHF-Risiko auf.

Dünne Datenlage

Inzwischen weiß man, dass eine Erhöhung des VHF-Risikos von der Trainingsintensität abhängt. So konnte leichtes bis moderates Walking bei über 5000 Gesundheitssportlern das Risiko sogar senken. Intensiveres Training wie Joggen führte bei fast 17.000 Läufern bereits zu einem leicht erhöhten Risiko, ebenso wie die Teilnahme am Vasa-Wettkampf (90 km Skimarathon), die eine Risikoverdopplung ergab. Junge Sportler scheinen davon aber nicht betroffen zu sein.

Sollen nun Patienten mit Vorhofflimmern überhaupt Sport machen? Trotz dünner Datenlage hat Professor Jürgen Scharhag vom Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes in Saarbrücken dies beim Gemeinsamen Kongress für Sportmedizin und kardiovaskuläre Prävention und Rehabilitation in Frankfurt am Main bejaht.

Weniger Symptome

Derzeit gibt es dazu sechs Untersuchungen, davon drei randomisierte kontrollierte Studien, in denen Patienten mit VHF während acht bis elf Wochen ein überwachtes moderates Trainingsprogramm absolvierten. Insgesamt verbesserte das Training Frequenzkontrolle sowie Leistungsfähigkeit und Muskelkraft. Zudem stiegen die tägliche Aktivität und Lebensqualität.

Wie die Daten einer weiteren randomisierten, kontrollierten Studie bei insgesamt 51 Patienten mit nicht-permanenten Vorhofflimmern zeigen, reduzierte sich nach zwölf Wochen moderaten Intervalltrainings die Symptomhäufigkeit und -schwere deutlich (Circulation 2016; 133: 466-473).

Auf Basis dieser Daten ist ein individuell angepasstes körperliches Training bei VHF zu empfehlen. Neben den allgemein positiven Effekten von körperlicher Aktivität können auch die kardiovaskulären Risikofaktoren günstig beeinflusst werden. Zur Beurteilung der Sporttauglichkeit von Patienten mit VHF sind die kardiale Gesamtsituation sowie die atrioventrikuläre Leitung unter Belastung und eine eventuell bestehende orale Antikoagulation zu berücksichtigen.

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