Nicht alle Patienten mit Karotisstenose profitieren von Op

MANNHEIM (gvg). Die kürzlich in der Zeitschrift "The Lancet" veröffentlichte ACST-Studie sollte nicht als Freibrief für die Operation von Patienten mit asymptomatischen Stenosen der Arteria carotis interna mißverstanden werden. Darauf haben die Studienautoren bei der Europäischen Schlaganfallkonferenz in Mannheim hingewiesen.

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In der ACST-Studie (Asymptomatic Carotid Stenosis) wurden 3120 Patienten mit im Ultraschall diagnostizierten, höhergradigen Verengungen der Arteria carotis interna zehn Jahre lang untersucht (die "Ärzte Zeitung" berichtete).

Es zeigte sich, daß jene Patienten, die nach Diagnosestellung unmittelbar eine Thrombendarteri-ektomie (TEA) erhielten, ein nur halb so großes Risiko hatten, innerhalb von fünf Jahren einen Schlaganfall zu erleiden oder an einem mit der Op in Zusammenhang stehenden Ereignis zu sterben als jene, bei denen zunächst abgewartet wurde, ob sich Symptome entwickeln, die eine TEA nach gängiger Lehrmeinung rechtfertigen (6,4 versus 11,8 Prozent). Die hochsignifikante Reduktion um 5,4 Prozentpunkte bedeutet: 18 Operationen waren nötig, um einen Schlaganfall in fünf Jahren zu verhindern.

"Auf keinen Fall sollte nun jedoch jeder symptomfreie Patient mit einer höhergradigen Karotisstenose sofort operiert werden", sagte Dr. Dafydd Thomas vom St. Mary's Krankenhaus in London, einer der Organisatoren der Studie, auf einer von Sanofi und Bristol-Myers Squibb unterstützten Veranstaltung in Mannheim. Denn zum einen werde die in der Studie relativ niedrige Komplikationsrate der Op von drei Prozent nur in Zentren erreicht, die sehr viel Erfahrung mit den TEA-Eingriffen haben.

Zum anderen sei noch zu klären, welche Patienten am stärksten von einer TEA profitieren. Erste Hinweise dazu gibt die ACST-Studie: "Bei Menschen über 75 ist der Nutzen längst nicht so klar wie bei Jüngeren", so Thomas. Es dauert einige Jahre, bis die initial höhere Todesrate in der Op-Gruppe durch den längerfristigen Nutzen einer reduzierten Zahl von Schlaganfällen kompensiert wird. Thomas drückte es so aus: "Die TEA ist ganz klar eine langfristige Investition". Überdurchschnittlich zu profitieren scheinen außer jüngeren Menschen Patienten mit erhöhten Cholesterinspiegeln.

Keinen Einfluß auf den langfristigen Nutzen einer TEA scheint Bluthochdruck zu haben. Auch das Ausmaß der Gefäßverengung ist offenbar kein Zeichen für Handlungsbedarf. In der ACST-Studie war der Nutzen einer TEA nach fünf Jahren bei den Patienten, die ursprünglich 90- bis 99prozentige Verengungen hatten, nicht größer als bei jenen mit weniger hochgradigen Stenosen.

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