SCHLAGANFALL 2006 - GRUNDLAGEN

Schlaganfall-Risiko - einfach ermittelt

"Mein Vater hat mit 60 Jahren einen Schlaganfall gehabt. Bin ich gefährdet, ebenfalls so etwas zu bekommen?" Tips, wie man diese Frage eines Patienten beantwortet, gibt Professor Roman Haberl vom Klinikum Harlaching in München in seinem audiovisuellen Fortbildungsvortrag "Schlaganfall 2006 - Grundlagen".

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Zur Ermittlung des statistischen Risikos, einen ersten Schlaganfall oder auch ein wiederholtes Ereignis zu bekommen, verwendet man bereits seit den 90er Jahren Scores. Lassen Sie sich von Haberl erklären, wie es gemacht wird, und lassen Sie sich zeigen, wie einfach es geht!

Für die Primärprävention wurde bereits 1994 in der Zeitschrift "Stroke" der Framingham-Score veröffentlicht. Entscheidend für das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen, sind dabei das Alter und der systolische Blutdruck eines Patienten. Mit diesen beiden Risikofaktoren kommen die meisten Punkte zusammen. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.

Welche weiteren Risikofaktoren zu beachten sind, erklärt der Neurologe in seinem Fortbildungsvortrag. Dort erfährt man auch, daß es im Gewicht der Risikofaktoren zwischen Männern und Frauen Unterschiede gibt. So hat zum Beispiel die linksventrikuläre Hypertrophie bei Männern ein besonders starkes Gewicht und bei Frauen ist es das Vorhofflimmern.

Haberl hat zu den Risikofaktoren auch ganz aktuelle Daten aus Deutschland zur Hand. Diese Daten stammen aus der getABI-Studie: Sie belegen einmal mehr, daß Menschen über 75 Jahre doppelt so stark gefährdet sind, einen Schlaganfall zu bekommen, wie Menschen unter 75 Jahren.

Bedeutsam als Schlaganfall-Risikofaktoren sind ferner männliches Geschlecht, arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus und, wie nicht anders zu erwarten, ein früheres vaskuläres Ereignis, also ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt oder eine transitorisch ischämische Attacke.

Das Thema transitorisch ischämische Attacke (TIA) ist dem Neurologen in seiner audiovisuellen Fortbildung ein besonderes Anliegen. Haberl erklärt, warum diese keineswegs eine vorübergehende, mehr oder weniger harmlose Sache ist. Denn Studien zufolge beträgt für TIA-Patienten das Risiko, in den darauffolgenden drei Monaten einen richtigen, großen Schlaganfall zu bekommen, zehn bis 20 Prozent.

Umso wichtiger ist es zu wissen: Was sind Zeichen einer TIA? Was muß im Falle einer TIA getan werden? Wie sieht die Nachbehandlung aus? Haberl erläutert dies alles leicht verständlich. Und er macht auch klar, warum es so wichtig ist, eine TIA noch am gleichen Tag diagnostisch abzuklären. Wie, erfährt man in seinem Vortrag.

Auch wer an den reinen Grundlagen zum Thema Schlaganfall interessiert ist, kommt bei dem Vortrag auf seine Kosten. Haberl demonstriert seinen Zuhörern und Zuschauern, welche Subtypen eines Schlaganfalls es gibt, wie diese Typen ausgelöst werden und wie sie sich in ihrer Ausprägung unterscheiden.

Zur Illustration seiner Erläuterungen verwendet der Neurologe Fotos, die mit Hilfe von bildgebenden Verfahren erzeugt wurden. Zum Beispiel eine Makroangiopathie mit einer Karotis-Verengung oder ein offenes Foramen ovale als Auslöser der Schlaganfallursache Vorhofflimmern, Ebenso zeigt er Aufnahmen einer Mikroangiopathie, durch die sich eine zwei Zentimeter kleine, kreisrunde Lakune gebildet hat.

Haberl hilft auch zu verstehen, warum sich Schlaganfälle besonders häufig auf Hände und Gesicht der Patienten mit den bekannten typischen Symptomen auswirken: Die Patienten haben asymmetrische Gesichtszüge, können kaum mehr schreiben oder essen. Verständlich macht der Neurologe das mit der Darstellung eines verzerrten Homunculus im Gehirn: Hände und Gesicht sind dabei auf ihm in viel größeren Bereichen repräsentiert als etwa die Beine.

Auch für den Umgang mit Schlaganfall-Patienten hat Haberl einen Tip: Ein Score, den man kennen sollte, wenn man es mit Schlaganfallpatienten zu tun hat, stellt nach Ansicht des Neurologen die NIH-Skala dar: Darin wird der Schweregrad der Symptome bewertet - und das Ergebnis gibt eine wichtige Grundlage für die Therapie-Entscheidung. (Rö)

Für den Vortrag "Schlaganfall 2006 - Grundlagen" gibt es nach bestandener Prüfung CME-Punkte. Man findet ihn unter www.qaef-akademie.de

Weitere Infos finden Sie hier 

Ein Auszug aus dem Test

Wie gefährlich ist Vorhofflimmern für das Gehirn?

Das Schlaganfall-Risiko eines Patienten kann schnell und einfach mit Scores bestimmt werden. Etwa mit dem Framingham-Score. Risikofaktoren werden darin mit einer unterschiedlichen Anzahl von Punkten bewertet. Das erklärt Professor Roman Haberl in seinem Vortrag genau. Wer ihm zugehört hat, dem fällt die Beantwortung der Prüffragen zum Erwerb der CME-Punkte sicher leicht. Hier eine der Fragen:

Beim Framingham Score für Schlaganfall wird für Frauen

  • Vorhofflimmern mit 2 Punkten bewertet
  • Vorhofflimmern mit 3 Punkten bewertet
  • Vorhofflimmern mit 4 Punkten bewertet
  • Vorhofflimmern mit 5 Punkten bewertet
  • Vorhofflimmern mit 6 Punkten bewertet

TIA - gefährlicher Vorbote für einen Schlaganfall

Charakteristisch für transitorische ischämische Attacken ist, daß sie weniger als eine Stunde dauern und plötzlich aufhören, sagt Professor Roman Haberl in seinem Fortbildungsvortrag "Schlaganfall 2006 - Grundlagen". Typische Symptome sind Hemiparese, Hemiparästhesie, Dysarthrie, Aphasie, Doppelbilder, periorale Taubheit, Amaurosis.

Bei 50 Prozent der Patienten dauern die Symptome weniger als 30 Minuten, bei zehn Prozent 30 bis 60 Minuten.

TIA-Patienten haben ein hohes Schlaganfall-Risiko. Vier Prozent erleiden einen Schlaganfall binnen sieben Tagen, sechs Prozent im ersten Monat nach der TIA und zehn bis 20 Prozent innerhalb von 90 Tagen. Patienten, die eine TIA hatten, haben auch ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko.

Besonders gefährdet, einen Schlaganfall zu bekommen, sind von den TIA-Patienten die, die über 60 Jahre alt sind, die Diabetes haben, außerdem Patienten, bei denen die Symptome länger als zehn Minuten dauern und Patienten, die eine Parese oder Aphasie hatten. Jeder Patient der eine TIA hatte, sollte noch am selben Tag untersucht werden. (Rö)

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