Lauftraining macht nach Schlaganfall wieder fit

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Die fMRT zeigt Aktivität in Hirnstamm und Kleinhirn vor (links) und nach (rechts) Laufbandtherapie: Je stärker die Aktivitätsänderung war, umso stärker besserte sich die Gehgeschwindigkeit durch das Training.

Die fMRT zeigt Aktivität in Hirnstamm und Kleinhirn vor (links) und nach (rechts) Laufbandtherapie: Je stärker die Aktivitätsänderung war, umso stärker besserte sich die Gehgeschwindigkeit durch das Training.

© Foto: Andreas Luft

BALTIMORE (ple). Egal, wann Patienten nach Schlaganfall mit einer Halbseitenlähmung ein Laufbandtraining beginnen: Sie profitieren selbst dann noch, wenn sie erst viele Jahre - bis zu Jahrzehnten - nach dem Schlaganfall damit beginnen.

US-Neurologen um Professor Andreas Luft von der University of Maryland, School of Medicine, in Baltimore haben den Nutzen des Laufbandtrainings im Vergleich zur Physiotherapie mit Streckübungen in einer kontrollierten Studie mit 71 Schlaganfallpatienten geprüft (Stroke online).

Etwa die Hälfte der Patienten konnte ohne Hilfe laufen, die übrigen brauchten einen Gehstock, einen Laufwagen oder einen Rollstuhl. In der NIH-Schlaganfallskala erzielten sie im Median nur 3,5 von 34 Punkten (schwere Behinderung). Der Schlaganfall lag mindestens sechs Monate zurück, im Mittel vier Jahre.

Die 37 Patienten, die das Laufbandtraining absolvierten, profitierten davon viel mehr als die Vergleichsgruppe von eine Physiotherapie in der selben Häufigkeit. Trainiert wurde in beiden Gruppen dreimal pro Woche jeweils 40 Minuten. Înnerhalb sechs Monaten erhöhte sich die Gehgeschwindigkeit um etwa 50 Prozent von 0,77 auf 1,11 m/s, in der Vergleichsgruppe nur um elf Prozent (von 0,79 auf 0,88 11 m/s).

Auch beim Wert für die maximale Sauerstoff-Aufnahme schnitten die Patienten mit dem Laufbandtraining besser ab. Bei ihnen stieg der VO2max-Wert innerhalb eines halben Jahres Training um 18 Prozent von 14,3 auf 16,8 ml/ kg/min. In der Vergleichsgruppe dagegen sank der Wert leicht.

Dass das Laufbandtraining auch einen Effekt auf das ZNS hat, belegten die Neurologen mit der funktionellen Magnetresonanztomografie. Es induzierte messbare Aktivitätsänderungen in Hirnstamm und Kleinhirn. Je stärker die Aktivitätsänderung war, desto mehr verbesserten die Patienten ihre Gehgeschwindigkeit durch das Training.

Wer profitiert vom Laufbandtraining? In den USA hat eine Umfrage der National Stroke Association ergeben, dass 80 Prozent aller Schlaganfallpatienten, bei denen das Ereignis mehr als sechs Monate zurückliegt, angeben, dass ihre Mobilität eingeschränkt ist. Das sei weit mehr als man aus der reinen neurologischen Untersuchung des Gehens erwarten würde, so Luft zur "Ärzte Zeitung": "Allen diesen Patienten könnte die Laufbandtherapie helfen."

Das Laufbandtraining ist im Allgemeinen nichts für Patienten, die gleichzeitig eine koronare Herzerkrankung mit instabiler Angina pectoris haben, wie Luft betont. "Aber auch hier könnte das Training helfen, es ist dann aber viel aufwendiger, etwa wegen der EKG-Überwachung."

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