Schlaganfall

Auch Lyse sechs Stunden nach Infarkt hilft

Thrombolyse mit rt-PA ist bei ausgewählten Patienten mit ischämischem Schlaganfall offenbar auch noch bis zu sechs Stunden nach Symptombeginn sicher und effektiv.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Nach einem Schlaganfall gilt es, keine Zeit zu verlieren. Von einer Lyse auch sechs Stunden nach dem Infarkt können bestimmte Patienten profitieren, zeigten schwedische Forscher.

Nach einem Schlaganfall gilt es, keine Zeit zu verlieren. Von einer Lyse auch sechs Stunden nach dem Infarkt können bestimmte Patienten profitieren, zeigten schwedische Forscher.

© Mathias Ernert,Deutsches Rotes Kreuz,Kreisverband Rhein-Neckar/Heidelberg

STOCKHOLM. Wo genau halten sich Nutzen und Schaden einer Lyse bei ischämischem Schlaganfall die Waage? Das haben Neurologen um Dr. Niaz Ahmed vom KarolinskaInstitut in Stockholm untersucht.

Sie haben dazu ein Register (SITS-ISTR*) ausgewertet, mit Daten von weltweit über 30.000 mit rt-PA behandelten Schlaganfallpatienten (JAMA Neurol 2013, online 20. Mai).

283 Patienten (1 Prozent) hatten rt-PA erst nach 4,5 bis 6 Stunden erhalten. Die spät behandelten Patienten (mittleres Alter 65 Jahre) waren zwei bis drei Jahre jünger als Patienten mit mittlerem (3-4,5 Stunden) und frühen Therapiebeginn (unter 3 Stunden).

Der Schlaganfall war bei Patienten mit später Lyse zudem initial etwas weniger schwer gewesen (NIHSS-Wert 9 versus 12 Punkte).

Nach drei Monaten gab es wenig Ergebnis-Unterschiede: Die Sterberate betrug bei später Lyse 11,8 Prozent, bei mittlerem Zeitfenster 11,1 Prozent und bei früher Lyse 11,8 Prozent. Schwere Hirnblutungen ereigneten sich bei 2,6 Prozent (späte Lyse) sowie 1,8 und 1,5 Prozent.

Nach Schlaganfall schnell behandeln

Gemessen mit der modifield Rankin Scale (mRS) erreichten noch 44 Prozent mit später Lyse einen Wert von 0-1 Punkten, sie zeigten also nur minimale Beeinträchtigungen. Ähnlich hohe Werte wurden mit 46 und 42 Prozent auch in den anderen beiden Gruppen erreicht.

Insgesamt ergaben sich zwischen den Gruppen also keine signifikanten Unterschiede. Wurden jedoch Alter der Patienten und Schwere des Schlaganfalls berücksichtigt, dann waren die Blutungsrate und das funktionelle Ergebnis nach drei Monaten umso schlechter, je später die Patienten behandelt worden waren.

Ahmed und sein Team schließen aus den Ergebnissen, dass einige Patienten auch noch nach den bisher empfohlenen 4,5 Stunden von der Lyse profitieren können, nämlich dann, wenn sie relativ jung und die Symptome wenig stark ausgeprägt sind.

"Ärzte müssen allerdings engere Auswahlkriterien anwenden, wenn sie eine Lyse nach viereinhalb Stunden erwägen", schreiben sie.

Die Analyse bestätigt allerdings auch, dass es bei einem Schlaganfall keine Zeit zu verlieren gibt: Die einzelnen Patienten profitieren auch nach diesen Daten umso mehr, je früher mit der Lyse begonnen wird.

*Safe Implementation of Treatment in Stroke Internatl. Stroke Thrombolysis Register

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