Schlaganfallprävention

Erstmals US-Leitlinien für Frauen

Frauen haben besondere Schlaganfallrisiken - Schwangerschaft, Verhütung oder eine Hormonersatztherapie. Um diese Risiken gering zu halten, gibt es in den USA nun erstmals eine frauenspezifische Leitlinie.

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Schwanger: Dann hilft wohl ein Blick auf die Schlaganfallrisiken.

Schwanger: Dann hilft wohl ein Blick auf die Schlaganfallrisiken.

© iStock / thinkstockphotos.com

NEU-ISENBURG. Etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Schlaganfälle in den USA treten bei Frauen auf, in absoluten Zahlen sind das 55.000 Schlaganfälle mehr als bei Männern. Grund genug für die beiden US-Gesellschaften American Heart Association (AHA) und American Stroke Association (ASA) jetzt frauenspezifische Leitlinien zur Schlaganfallprävention vorzustellen (Stroke 2014; online 6. Feburar).

Sie fokussieren sich auf geschlechtsspezifische Risikofaktoren wie Schwangerschaft/Präeklampsie, orale Kontrazeption und Hormonersatztherapie, aber auch auf Risikofaktoren, die bei Frauen weit häufiger vorkommen als bei Männern. Dazu zählen Migräne mit Aura sowie Vorhofflimmern.

Die wichtigsten Empfehlungen der beiden Fachgesellschaften:

Schwangere mit primärer oder sekundärer Hypertonie sowie Frauen, die schon einmal einen Bluthochdruck während der Schwangerschaft hatten, sollten von der zwölften Gestationswoche an bis zur Geburt niedrig dosiertes ASS erhalten.

Diese Empfehlung legt auch die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) zu hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen nahe: Sie rät zur oralen Einnahme von 75-150 mg/d ASS spätestens ab der 16. Woche.

Bei Schwangeren mit geringer Kalziumaufnahme (unter 600 mg/d) ist eine Kalziumsupplementierung zu erwägen (mindestens 1 g/d), um eine Präeklampsie zu verhindern.

Bei Schwangeren mit moderat erhöhtem Blutdruck (150-159/100-109 mmHg) können Ärzte eine Blutdrucksenkung erwägen, dagegen sollten sie bei einem Blutdruck über 160/110 mmHg auf jeden Fall antihypertensiv behandeln. Das gleiche sieht auch die DGGG-Leitlinie vor.

Als sicher zur Blutdrucksenkung in der Schwangerschaft gelten Medikamente wie Methyldopa, Labetalol (in Deutschland nicht zugelassen) oder Nifedipin. Atenolol, Angiotensin-Rezeptor-Blocker und direkte Renin-Hemmer sind in der Schwangerschaft kontraindiziert.

Die DGGG-Leitlinie empfiehlt Alpha-Methyldopa als Mittel der Wahl. Nifedipin und Betablocker gelten als eingeschränkt geeignet, alle übrigen Antihypertensiva als ungeeignet. Unter den Betablockern ist Metoprolol Mittel der Wahl.

Da Frauen mit Präeklampsie noch bis zu 30 Jahre nach einer Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für Hypertonie und Schlaganfall haben, sollten Ärzte eine Präeklampsie in der Vergangenheit bei der Beurteilung des kardiovaskulären Risikos beachten und besonders früh gegen andere Risikofaktoren wie hohe LDL-Werte, Übergewicht oder Rauchen vorgehen.

Bevor Frauen orale Kontrazeptiva einnehmen, sollten sie auf eine Hypertonie untersucht werden, da beide Faktoren das Schlaganfallrisiko steigern. Bei Frauen mit hormoneller Verhütung ist auch eine besonders intensive Therapie von kardiovaskulären Risikofaktoren angezeigt.

Eine Hormonersatztherapie ist weder zur Primär- noch zur Sekundärprävention nach der Menopause geeignet.

Leiden Frauen unter einer Migräne mit Aura, sollten sie das Rauchen aufgeben, da beide Faktoren das Schlaganfallrisiko steigern.

Frauen älter als 75 Jahre sind routinemäßig auf Vorhofflimmern per Pulsmessung und EKG zu untersuchen. Unter 65 Jahren ist bei Vorhofflimmern als einzigem Schlaganfall-Risikofaktor (CHADS2 = 0) keine Antikoagulation nötig. (mut)

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