Ältere Menschen brauchen auf langen Reisen Venenschutz

Nicht nur bei Langstreckenflügen ist vermehrt mit Venenthrombosen zu rechnen und daher eine Prophylaxe zu empfehlen, sondern auch bei langen Auto-, Bus- oder Bahnfahrten. Besonders Reisende mit ohnehin erhöhtem Thrombose- Risiko, etwa aufgrund einer Gerinnungsstörung oder höheren Alters, sollten an eine adäquate Thrombose-Prophylaxe denken.

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Lange Reisen in überwiegend sitzender Position sind für die Beinvenen eine starke Belastung. Im Flugzeug kommen weitere ungünstige Faktoren wie niedriger Luftdruck und geringe Luftfeuchte hinzu. Dennoch entwickeln gesunde Menschen unter 60 Jahren auch unter solch ungünstigen Bedingungen nur selten eine Venenthrombose. So kommt auf 40 000 Langstreckenflüge eine einzige Thrombose, wie eine australische Studie ergeben hat (BMJ 327, 2003, 1072).

Kritischer ist die Situation jedoch bei Menschen mit einem ohnehin erhöhtem Thrombose-Risiko, etwa aufgrund von Schwangerschaft, Thrombophilie, Adipositas oder Alter über 60 Jahre (Der Hautarzt 6, 2003, 518). Bei ihnen ist das Risiko für eine tiefe Beinvenenthrombose nach einer Flugdauer von durchschnittlich 12,4 Stunden um den Faktor 4,8 erhöht, so das Ergebnis einer Studie.

Thromboserisiko bei vielstündigen Reisen
Risikogruppe
Definition
niedriges Risiko

Bei jeder vielstündigen Reisedauer in vorwiegend sitzender Position

mittleres Risiko
  • für Schwangere oder Frauen nach der Geburt
  • bei mindestens zwei dieser Faktoren:
    Alter über 60 Jahre, klinisch relevante Herzerkrankung, größere Varizen und chronisch venöse Insuffizienz, nachgewiesene Thrombophilie oder familiäre Thromboseneigung, postmenopausale Hormonersatztherapie, Ovulationshemmer, Adipositas mit BMI über 30, Exsikkose
hohes
Risiko
  • kurz zurückliegender operativer Eingriff mit hohem Thromboserisiko
  • anamnestisch bekannte, auch länger zurückliegende venöse Thromboembolie
  • manifeste maligne oder sonstige schwere Erkrankung
  • gelenkübergreifende Ruhigstellung einer unteren Extremität
Quelle: Deutschsprachige Gesellschaften für Phlebologie und Angiologie
Die Thrombose-Prophylaxe bei langen Reisen sollte sich nach dem individuellen Risiko der Reisenden für Venenthrombosen richten.

Daher genügen bei Menschen mit Risikofaktoren wie etwa den zuvorgenannten nicht die derzeit empfohlenen Allgemeinmaßnahmen zur Thrombose-Prophylaxe wie regelmäßiges Aufstehen, Fußwippen im Sprunggelenk oder reichliche Zufuhr von Wasser und Säften.

Sie sollten zusätzlich Unterschenkelstrümpfe der Kompressionsklasse 1 tragen und Patienten mit venöser Insuffizienz medizinische Kompressionsstrümpfe je nach Indikation, lauten die Empfehlungen der Wiener Konsensuskonferenz der phlebologischen und angiologischen Fachgesellschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.

Im Einzelfall, zum Beispiel bei Schwangerschaft und Thrombophilie, könne ein niedermolekulares Heparin (NMH) wie in der Hochrisiko-Gruppe gegeben werden. Zur Hochrisiko-Gruppe für eine Venenthrombose gehören etwa Menschen, die bereits ein solches Ereignis hatten, und Krebskranke. Sie sollten zusätzlich zu Allgemeinmaßnahmen und physikalischer Therapie NMH erhalten, und zwar etwa zwei Stunden vor Reiseantritt subkutan und hochdosiert.

Zwar hat keines der niedermolekularen Heparine derzeit eine spezifische Indikation zur Prophylaxe von Reisethrombosen. Aber nach den Kriterien Hochrisiko und Hochdosis des Konsensus kommen vier niedermolekulare Heparine in Frage: Certoparin, Dalteparin, Enoxaparin und Nadroparin. (ikr)

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