Muskelfaserriss bei Thrombophilie erhöht Thrombose-Risiko 50-fach

LEIDEN (ikr). Nicht nur nach schweren Verletzungen, sondern auch nach Bagatelltraumata wie Muskelfaserrissen in der Wade ist das Thrombose-Risiko deutlich erhöht. Das hat eine große Studie ergeben.

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Bei anhaltender Schwellung und Schmerzen im Bein sollte daher immer auch nach einer Thrombose gefahndet werden, rät der Bonner Phlebologe Professor Eberhard Rabe. Das gelte ganz besonders für Risikopatienten, etwa mit Thrombophilie.

In der Fall-Kontroll-Studie hatten 289 von 2471 Thromboembolie-Patienten und 154 der 3534 gesunden Kontrollpersonen in den vorhergehenden drei Monaten kleinere Verletzungen erlitten wie Muskelfaserrisse in der Wade oder Verstauchungen am Knöchel. Aus den Ergebnissen haben niederländische Forscher berechnet: Bei kleineren Verletzungen am Bein ist das Risiko für eine Thrombembolie um den Faktor 5 höher als ohne solche Verletzungen. Und: Bei Patienten mit Faktor-V-Leiden-Genmutation und leichten Beinverletzungen ist das Risiko sogar um das 50-fache erhöht (Arch Intern Med 168, 2008, 21).

"Wenn Beschwerden nach Minimaltraumata länger persistieren, als man das vom Befund her erwarten würde, sollte man an eine Thrombose denken und das entsprechend abklären", sagte der Phlebologe zur "Ärzte Zeitung". Halten etwa bei einem Muskelfaserriss in der Wade Schmerz und Schwellung ungewöhnlich lange an, empfiehlt Rabe eine Duplexsonografie.

Besonders wichtig sei dies bei Patienten mit Thrombophilie und solchen, die schon eine Thrombose hatten. Rabe rät direkt zum Ultraschall, weil Labortests wie der D-Dimer-Test bei Verletzungen oft falsch-positiv sind. Auch der Wells-Test, mit dem sich die klinische Wahrscheinlichkeit für eine Thrombose errechnen lässt, sei bei Verletzungen wenig zuverlässig. Ob eine Faktor-V-Leiden-Mutation vorliegt, lässt sich etwa mit einem Faktor-V-Test als IGeL ermitteln.

Mehr Infos zum Thrombophilie-Test unter www.bioscientia.de

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