Thromboembolien

Statine doch kein Schutzengel

In einigen Studien ist eine niedrigere Rate an venösen Thromboembolien unter der Therapie mit Statinen beobachtet worden. Doch leider wird die Hoffnung, dass zum Wirkspektrum dieser Lipidsenker auch die Thromboseprophylaxe gehören könnte, durch eine neue Metaanalyse nicht gestützt.

Veröffentlicht:
Ery-Haufen: Statine scheinen nicht vor Thromboembolien zu schützen.

Ery-Haufen: Statine scheinen nicht vor Thromboembolien zu schützen.

© Springer Verlag

OXFORD (ob). Nähme man alle aus Studien hervorgegangenen Hinweise auf die viel zitierten "pleiotropen" Wirkeigenschaften der Statine für bare Münze, wären diese Cholesterinsenker wahre Wundermittel.

Ihnen wurden im Laufe der Jahre günstige Effekte auf so unterschiedliche Erkrankungen wie Demenz, Multiple Sklerose, Depression, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Osteoporose, Makuladegeneration, Sepsis oder Osteoporose nachgesagt.

Wiederholt ist auch über eine Abnahme von venösen Thromboembolien (VTE) unter einer Statin-Therapie berichtet worden, zumeist auf Basis von Beobachtungsstudien. Andere Studien sprachen jedoch gegen eine entsprechende VTE-Reduktion.

Im Jahr 2009 publizierte Ergebnisse einer Post-hoc-Analyse der randomisierten und placebokontrollierten JUPITER-Studie schienen die antithrombotische Wirkung von Statinen wiederum zu bestätigen.

Danach hatte die primärpräventive Behandlung mit Rosuvastatin in dieser Studie nicht nur Herzinfarkte und Schlaganfälle, sondern auch VTE verhindert.

Insgesamt 94 Studienteilnehmer entwickelten eine symptomatische VTE, davon 34 im Rosuvastatin- und 60 im Placebo-Arm. Das entspricht einer signifikanten relativen Reduktion des VTE-Risikos um 43 Prozent durch das Statin.

Die Zweifel an der antithrombotischen Wirksamkeit der Statine waren damit aber nicht ausgeräumt.

Selbst hochdosierte Therapie wirkte nicht

Um eine Klärung herbeizuführen, hat nun eine Arbeitsgruppe um Dr. Kazem Rahimi aus Oxford die gepoolten Daten aller relevant erscheinenden klinischen Studien in eine Metaanalyse einfließen lassen (PLoS Med 2012, online am 18. September).

Insgesamt 29 Studien mit knapp 150.000 beteiligten Patienten wurden dafür ausgewählt. Darunter waren auch sieben Studien, in denen eine intensive hochdosierte Statin-Therapie mit einer moderateren Standardtherapie verglichen worden war.

Für die Metaanalyse standen neben publizierten auch bislang noch unpublizierte Daten zur VTE-Inzidenz in einigen der ausgewählten Studien zur Verfügung.

Ergebnis: Zwar zeichnete sich ein positiver Trend zugunsten der Therapie mit Statinen ab, die mit einer relativ um 11 Prozent niedrigeren Inzidenz von VTE assoziiert war (Inzidenzrate: 0,9 versus 1,0 Prozent). Der Unterschied war aber nicht statistisch signifikant, er könnte sich also auch den Zufall verdanken.

Wie eine weitere Analyse ergab, wurden weder tiefe Beinvenenthrombosen noch Lungenembolien als Komponenten der VTE durch die Statin-Therapie signifikant verringert.

Auch die Hoffnung, dass zumindest die intensive, hochdosierte Statin-Therapie eine präventive Wirkung auf VTE gehabt haben könnte, erfüllte sich nicht.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Thrombektomie bei Apoplex

Nach Schlaganfall den Kopf richtig positionieren

Prospektive Kohortenstudie

DOAK wohl gute Alternative zu Marcumar bei zerebraler Venenthrombose

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Wie das Vorgehen bei einem Makrophagen-Aktivierungssyndroms am besten gelingt, erläuterte Dr. Peter Nigrovic beim Rheumatologen-Kongress EULAR in Barcelona.

© Katja Schäringer

Rheumatologen-Kongress

„Es braucht ein Dorf, um Morbus Still zu verstehen“

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung