Kopf-Hals-Tumoren

HNO-Chirurgen hilft Roboter-Unterstützung

HNO-Ärzte setzen bei der Operation von Kopf-Hals-Tumoren auf ein roboterunterstütztes System. Dies soll die Resektion genauer und sicherer machen.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

ERFURT. Die offene transorale Lasermikrochirurgie hat sich zwar als Standardverfahren bei der Operation von Kopf-Hals-Tumoren etabliert. Nachteilig, etwa bei der Entfernung von Oropharynxtumoren oder Karzinomen des Zungengrundes, sei jedoch die eingeschränkte Übersicht aufgrund starrer Pharyngoskope und Laryngoskope, sagte Professor Stephan Lang vom Universitätsklinikum Essen bei der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie in Erfurt. Zwar sind mit dem Da-Vinci-Roboter solche Tumore gut zu operieren, wie weltweit Erfahrungen bei mehr als 1000 Patienten zeigen. Allerdings ist dieser Roboter mit seinen voluminösen und starren Arbeitsarmen primär nicht für Eingriffe am Kopf-Hals-Bereich konzipiert. Dies erschwert die Zugänglichkeit von Gewebe in tiefen Abschnitten der Schluckstraße.

Lang stellte das speziell für die Kopf-Hals-Chirurgie entwickelte flexible Endoskopie-System für die transorale Roboter-unterstützte Chirurgie (TORS – trans-oral robotic surgery) vor (Flex®System vom Unternehmen Medrobotics®™). In einem Gliederband sind ein flexibles Endoskop sowie zwei Arbeitskanäle platziert. "Damit ist es möglich, der natürlichen Kurvatur der Schluckstraße zu folgen", erklärte der HNO-Arzt. Auch das Instrumentarium ist flexibel und in allen Freiheitsgraden beweglich. Das Endoskop wird transoral im Rachen platziert, der Operateur und ein Assistent bedienen das System über eine Konsole mithilfe von Joysticks. Die endoskopischen Bilder werden auf einem Touch-Screen sowie über einen HD-Monitor ausgegeben. Das Endoskop kann jederzeit neu platziert und stabilisiert werden, sodass zum Beispiel nicht in Sichtachse des Laserstrahls operiert werden muss, sondern der Blick von seitlich auf das Operationsfeld ermöglicht wird.

Das System wird unter anderem auch an der Ulmer HNO-Klinik bei Patienten erfolgreich eingesetzt, hat das dortige Universitätsklinikum in einer Mitteilung berichtet. Als weiteres deutsches Zentrum nutzt das Universitätsklinikum Marburg die flexible Technik. In einer europäischen Multicenter-Studie ist das System bei 80 Patienten angewendet worden, sagte Lang. Davon waren Eingriffe bei 72 Patienten erfolgreich (Laryngoscope 2017; 127: 391). Vor allem Läsionen in schwer zugänglichen Regionen im Oro- und Hypopharynx sowie am Zungengrund konnten gut visualisiert und reseziert werden. "Ein weiterer positiver Aspekt ist das taktile Feedback, welches dem Operateur über die Instrumente vermittelt wird." Als Nächstes sollen Sichtsysteme implementiert werden, mit denen in vivo gut- und bösartiges Gewebe besser als derzeit unterschieden werden kann.

Insgesamt sei das System eine Erleichterung für Operateure, betonte Lang. Der Eingriff werde für Patienten sicherer, offene Operationen ließen sich eher vermeiden. Noch gilt TORS nur für ausgewählte Entitäten im Kopf-Hals-Bereich als Alternative zur konventionellen Laserchirurgie. Angesichts der Weiterentwicklung der Kamerasysteme sowie der Instrumente ist jedoch mit einer Ausweitung der Indikationen zu rechnen.

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