Neue Erfolge in der Pränataldiagnostik

Mit modernen Sequenzierungsverfahren gelingt es offenbar, drei Trisomien auf einen Streich zu erkennen. Die Erkennungsrate beträgt 98,9 Prozent bei 1,4 Prozent falsch positiven Ergebnissen.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Moderne Sequenzierung verfeinert Diagnostik beim Feten.

Moderne Sequenzierung verfeinert Diagnostik beim Feten.

© lily / fotolia.com

PROVIDENCE. Mit modernen Sequenzierungsverfahren gelingt es, ein Down-Syndrom des Fetus an der zellfreien DNA im mütterlichen Plasma zu erkennen. Offenbar taugen die Methoden aber auch zur Diagnose von Trisomie 13 und 18.

In einer gemeinsamen Studie haben Pathologen und Genetiker unter Führung von Glenn Palomaki aus Providence / USA das Verfahren des "Massive Parallel Shotgun Sequencing" (MPSS) daraufhin getestet, wie hoch dessen Erkennungs- und Fehlerraten bezüglich der Trisomien 13, 18 und 21 ausfallen.

Dabei suchten sie mütterliches Blutplasma nach fetaler DNA ab und analysierten sie. Das MPSS zählt zu den "Next Generation"-Verfahren der DNA-Sequenzierung, die es erlauben, große DNA-Mengen in relativ kurzer Zeit zu entschlüsseln.

Erkennungsrate bei Trisomien betrug 98,9 Prozent

Untersucht wurden 62 Blutproben von Schwangeren, deren Kinder eine Trisomie 18, und zwölf Proben von Müttern, deren Feten eine Trisomie 13 aufwiesen (Genet Med advance 2012; online 2. Februar). Dazu kamen 212 Proben, die einer Schwangerschaft mit Down-Syndrom entstammten, und 4378 Proben, die Schwangeren mit euploiden Kindern entnommen worden waren.

99,1 Prozent der Proben waren verwertbar. Die Erkennungsrate für die drei Trisomien betrug 98,9 Prozent bei 1,4 Prozent falsch-positiven Ergebnissen.

Die Resultate im Einzelnen: Trisomie 13: Erkennungsrate 91,7 Prozent, falsch positive Resultate 0,9 Prozent; Trisomie 18: Erkennungsrate 100 Prozent, falsch positive Resultate 0,3 Prozent; Trisomie 21: Erkennungsrate 99,1 Prozent, falsch positive Resultate 0,1 Prozent.

Die Wissenschaftler sehen das MPSS als nächste Stufe nach einem Verdachtsbefund im Routinescreening, wenn etwa Sonographie oder Bluttests auffällige Ergebnisse erbracht haben. Bis die Resultate des MPSS vorliegen, dauert es längstens zehn Tage.

Positivies MPSS-Ergebnis erhöht Wahrscheinlichkeit für Trisomie um 50 Prozent

"Nach dem MPSS würden sehr viel weniger Hochrisikoschwangere mit falsch-positiven Befunden übrig bleiben", glauben Palomaki und seine Kollegen. Jedoch könne ein positives MPSS-Resultat mehr Frauen davon überzeugen, sich invasiv testen zu lassen.

Denn ein positives MPSS-Ergebnis erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass eine Trisomie vorliegt auf mehr als 50 Prozent. Die Zahl invasiv-diagnostischer Maßnahmen und Ungeborener, die dadurch ihr Leben verlieren, ließe sich durch MPSS um 95 Prozent senken.

Wenig ist noch darüber bekannt, wie die Situation aussähe, würde man das MPSS im Primärscreening einsetzen. Klar ist nur: Es würde nach derzeitigem technischem Stand teuer werden.

Zahlen von 2008 zufolge betragen die Kosten pro eine Million DNA-Basen je nach Verfahren bis zu 60 Euro, wobei pro Probe etwa drei bis fünf Millionen Basen sequenziert werden müssten.

Mehr zum Thema

Schilddrüsenwoche 2024

Eine Autoimmunthyreoiditis kommt selten allein

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom