Risiko im zweiten Trimenon

Erbrechen - ein Plazenta-Problem?

Schwangere, die während des zweiten Trimenons von übermäßigem Erbrechen geplagt werden, haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie Präeklampsie und vorzeitige Plazentalösung. Schwedische Forscher vermuten einen Zusammenhang mit einer Funktionsstörung der Plazenta.

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Übel?

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UPPSALA. Eine Hyperemesis gravidarum, die extreme Schwangerschaftsübelkeit, betrifft bis zu drei Prozent aller Schwangerschaften. Vor allem der oft massive Flüssigkeitsverlust macht bei vielen Patientinnen eine Klinikeinweisung erforderlich.

Die Störung gefährdet nicht nur die Frauen selbst, sondern auch deren Nachwuchs. Wie schwedische Forscher gezeigt haben, ist das Risiko einer vorzeitigen Plazentalösung bei Frauen mit Hyperemesis gravidarum generell um fast 50 Prozent erhöht (BJOG 2013; online 30. Januar).

Übelkeit hat Einfluss auf kindliche Reife

Tritt die Störung im zweiten Drittel der Schwangerschaft auf, steigt dieses Risiko sogar um das Dreifache, zudem verdoppelt sich dann die Gefahr einer Präeklampsie.

Die schwere mütterliche Übelkeit hatte auch Einfluss auf die kindliche Reifung: Um nahezu 40 Prozent war das SGA-Risiko (Small for Gestational Age) erhöht, wenn die Mutter während des zweiten Trimenons von der Hyperemesis geplagt war.

Grundlage für die Studie war ein großes schwedisches Geburtenregister, das Swedish Medical Birth Register (MBR): Nach Beendigung der Studie lagen Daten von über einer Million Geburten vor. Von 1.155.000 werdenden Müttern waren 12.270 vor der 22. Gestationswoche wegen Schwangerschaftsübelkeit in eine Klinik eingewiesen worden.

Für die Forscher um Dr. Marie Bolin von der Universität Uppsala legen die Ergebnisse ihrer Studie einen Zusammenhang der schweren Übelkeit mit einer Plazentadysfunktion nahe.

Dabei liegt vermutlich in der Frühphase der Schwangerschaft eine Störung der Trophoblastenmigration in die Gebärmutterschleimhaut und deren Spiralarterien vor, so die Wissenschaftler, was zu einem Sauerstoffmangel in der Gebärmutter führt.

Zu viel Thyroxin?

Das humane Choriongonadotropin (hCG) scheint bei diesen Vorgängen eine entscheidende Rolle zu spielen. Um den Sauerstoffmangel zu kompensieren, werden in späteren Schwangerschaftsphasen offenbar verstärkt spezielle hCG-Varianten ausgeschüttet, schreiben Bolin und Kollegen.

Hohe hCG-Spiegel im zweiten Trimenon stehen wiederum in Zusammenhang mit einer Hyperemesis gravidarum. Bereits frühere Studien hatten ein erhöhtes Choriongonadotropin im zweiten Trimenon mit dem Risiko für Präeklampsie oder SGA in Verbindung gebracht.

Frauen mit Hyperemesis gravidarum im zweiten Trimenon bilden zudem möglicherweise zu viel Thyroxin, so Bolin weiter. Auch dies könne die Plazentation beeinflussen.

Die Autoren fordern, Frauen mit übermäßigem Erbrechen im zweiten Trimenon sorgfältig zu überwachen.

Als prophylaktische Maßnahmen werden niedrige Dosen Aspirin, Doppleruntersuchungen der Uterusarterien sowie die engmaschige Kontrolle von mütterlichem Blutdruck und kindlichem Wachstum genannt. Inwieweit diese geeignet sind, Komplikationen zu verhindern, müssen künftige Studien zeigen. (eo)

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