Mit Radiojod-Therapie wird bei Hyperthyreose zu lange gezögert
FRANKFURT/MAIN (skh). Vom Beginn erster Hyperthyreose-Symptome bis zur Szintigrafie vergeht bei Patienten mit Schilddrüsen-Autonomie viel Zeit, nämlich im Schnitt sechs Jahre. Und: Mit der Therapie der ersten Wahl - der Radiojod-Therapie - wird häufig zu lange gewartet. Zu Unrecht, sagen Spezialisten.
Nuklearmedizinern von der Universität Frankfurt am Main fiel auf, dass Patienten, die zur Schilddrüsen-Szintigrafie kommen, sehr häufig schon lange Symptome einer Hyperthyreose haben. Daraufhin befragten die Kollegen 196 Patienten. Ergebnis: Fast drei Viertel der Patienten hatten zum Zeitpunkt der ersten Szintigrafie Beschwerden, und zwar im Durchschnitt seit 73 Monaten. Außerdem war bei über 80 Prozent der Patienten eine Struma und ein supprimiertes TSH bekannt.
Obwohl mit Radiojod-Therapie über 90 Prozent geheilt werden können, verstreichen von der ersten Empfehlung bis zur Radiojod-Therapie selbst im Schnitt noch einmal fünf Monate.
Woran liegt das? Offenbar wird die Radiojod-Therapie oft mit einer konventionellen Bestrahlung verwechselt. Deshalb haben Patienten zu Unrecht Angst vor unerwünschten Wirkungen wie Haarausfall. Darauf weist das Team um Dr. Laura Spilker hin (Nuklearmedizin 47, 2008, 8).
Doch was viele nicht wissen: Nach einer Thyreostatika-Therapie bei Autonomie bekommen 80 Prozent der Patienten ein Rezidiv.
Diagnose und Therapie bei Schilddrüsenkrankheiten sollten also schneller gehen. Das ist auch das Ziel der Schilddrüsen-Initiative Papillon 2008, bei der diese Woche bundesweit Ärzte ein Schilddrüsen-Screening durch Palpation anbieten. Bei tastbarer Struma oder Knoten können dann Untersuchungen wie TSH-Bestimmung, Sonografie und eventuell Szintigrafie veranlasst werden.