Infertilen Männern nützen Arzneien durchaus

BONN (ner). Obwohl bei männlicher Infertilität vermehrt auf die künstliche Befruchtung (IvF, ICSI) gesetzt wird, sollten konservative Behandlungsmethoden nicht von vornherein ausgeschlossen werden. Das empfiehlt der Androloge Professor Gerhard Haidl aus Bonn.

Veröffentlicht:

Haidl hält konservative Methoden vor allem bei Männern mit hypogonadotropem Hypogonadismus und bestehendem Kinderwunsch für gerechtfertigt. Die Substitution mit humanem Choriongonadotropin (HCG) stimuliert die Testosteron-Bildung in den Leydig-Zellen.

HCG wird meist zusammen mit humanem Menopausengonadotropin (HMG) verordnet, das die Spermatogenese über die Sertoli-Zellen anregt. Sie dienen der Ernährung der reifenden Samenzellen. Testosteron-Präparate seien bei diesen Patienten dagegen nicht indiziert, da der Effekt auf die Ejakulatqualität und auf die Schwangerschaftsraten umstritten oder unsicher sei, so Haidl in der Zeitschrift "Der Urologe" (42, 2003, 1621).

Bei retrograder Ejakulation oder Transport-Aspermie, etwa durch Innervationsschäden nach Radikaloperationen oder bei Diabetes, sind nach Haidls Angaben Therapien mit alpha-Sympathomimetika oder Anticholinergika oft erfolgreich. Besonders Medikamente wie Imipramin oder Brompheniramin (in Deutschland nicht erhältlich) hätten den Vorteil, daß unter der Therapie gezielter Geschlechtsverkehr möglich sei.

Allerdings muß mit unerwünschten Wirkungen gerechnet werden. So kann das Psychopharmakon Imipramin zu Schlaflosigkeit und Unruhe führen.

Bei entzündlich bedingten männlichen Fertilitätsstörungen, etwa bei chronischen Genitalentzündungen, werden Antibiotika mit nichtsteroidalen Antiphlogistika kombiniert. Gute Erfahrungen gebe es mit Diclofenac, Ketoprofen, Ibuprofen und ASS, so Haidl. Die Behandlung kann bis zu drei Monate dauern.

Für die große Gruppe der Männer mit idiopathischer Infertilität empfiehlt Haidl einen Versuch mit Antiöstrogenen wie Tamoxifen oder Clomifen. Über die indirekte Stimulation der FSH- und LH-Sekretion wird eine Stimulation der Spermatogenese angenommen. In Studien kam es unter diesen Therapien allerdings nur zu einem nicht-signifikanten Anstieg der Schwangerschaftsrate.

Das könnte Sie auch interessieren
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Reduktion von HWI-Rezidiven nach initialer Verordnung des Phytotherapeutikums im Vergleich zur initialen Verordnung eines Antibiotikums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Real-World-Daten zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen

Pflanzliches Arzneimittel: weniger Rezidive als unter Antibiotikum

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen
Abb. 1: Typische Laborbefunde bei paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1, 7, 8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie

Unklare Hämaturie – auch an PNH denken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren