"Opportunistische Infektionen sind noch immer da"

MÜNCHEN (ple). Opportunistische Infektionen (OI) bei HIV-Kranken waren vor der Zeit der hochaktiven antiretroviralen Therapie noch häufig. Seit die wirksamen Mittel gegen HIV verfügbar sind, sind auch OI wie Candidosen viel seltener geworden. Aber es gibt sie bei HIV-Kranken immer noch, weil die Zahl der HIV-Resistenzen zunimmt und durch die damit verbundene Abnahme der CD4-Zellen das Immunsystem geschwächt ist.

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Vor allem Patienten mit noch unbekannter HIV-Infektion kommen oft mit bereits akuten Erkrankungen erstmals zum Arzt. Nach Angaben von Dr. Christian Hoffmann aus Kiel wußten etwa von den 500 HIV-Infizierten mit Aids-Erkrankungen, die Ärzte 2000 dem Robert-Koch-Institut in Berlin gemeldet hatten, etwa vier von fünf Patienten nicht von der bestehenden HIV-Infektion oder sie wurden zumindest nicht antiretroviral behandelt.

"Heute sind opportunistische Infektionen viel seltener als früher, aber sie sind immer noch da", sagte Professor Norbert Brockmeyer von der Uni Bochum bei den 10. Münchner Aids-Tagen. Die in Deutschland bei HIV-Kranken häufigsten OI seien Mykosen mit Candida albicans, gefolgt von Infektionen mit Cryptococcus neoformans und Aspergillen. Das Risiko für Infektionen erhöht sich, wenn die Zahl der CD4-positiven T-Zellen die Schwelle von 200 Zellen pro Mikroliter Blut unterschreitet.

Nach Angaben von Brockmeyer haben die meisten HIV-Infizierten wenigstens eine Episode einer oropharyngealen Candidose. Bei 80 Prozent von ihnen lasse sich Candida albicans nachweisen. Bis zu 30 Prozent der HIV-Infizierten in Industrieländern hätten eine Soorösophagitis.

Auch die vulvovaginale Candidose werde jetzt wieder häufiger diagnostiziert, so Brockmeyer bei einem von Pfizer unterstützten Symposium. Für die systemische Therapie seien Fluconazol - von dem Unternehmen als Diflucan® angeboten - und Itraconazol geeignet sowie bei schweren Fluconazol-resistenten Candida-Infektionen Voriconazol (Vfend®).

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