Was tun gegen Lipidstörungen von HIV-Infizierten?

DUBLIN (nsi). HIV-infizierte Patienten sollten eine Therapie erhalten, bei der höchste Wirksamkeit, größtmögliche Compliance und Verträglichkeit sowie minimale Langzeittoxizität in einem optimalen Verhältnis zueinander stehen.

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Bei dieser individuellen Abwägung bekommen kardiovaskuläre Risiken der Patienten, Fettstoffwechselstörungen und zum Teil unerwünschte Langzeitfolgen der Medikation zunehmend eine Bedeutung, so Professor Ian Sanne von der Universität Witwatersrand in Johannesburg beim Aids-Kongreß in Dublin.

Ist es bei behandelten Patienten mit Dyslipidämien sinnvoller, die antivirale Therapie umzustellen oder Lipidsenker zu geben? Ein Wechsel der antiviralen Substanzen wegen Fettstoffwechselstörungen sei zu vertreten, wenn dies nicht auf Kosten der Virussuppression gehe, sagte Sanne auf einem von dem Unternehmen Bristol-Myers Squibb unterstützten Symposium.

    Kardiovaskuläre Risiken und Lipidstörungen werden wichtiger.
   

Eine solche Umstellung der Therapie innerhalb derselben Substanzklasse ist in der BMS-045-Studie mit 358 Patienten geprüft worden, berichtete Sanne. Die Teilnehmer hatten auf eine Proteasehemmer-(PI)-basierte Behandlung nicht mehr ausreichend angesprochen. Sie erhielten dann Ritonavir-verstärktes Lopinavir (LPV/r) oder ein Atazanavir-basiertes Regime mit Ritonavir (ATV/r) als Verstärker oder kombiniert mit Saquinavir.

Nach 96 Wochen lag mit ATV/r die Virusmenge im peripheren Blut bei 43 Prozent der Patienten unter 400 RNA-Kopien/ml, mit LPV/r bei 46 Prozent. Unter 50 HIV-RNA-Kopien erreichten 32 Prozent mit ATV/r und 35 Prozent mit LPV/r. Die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant.

Auch die klinischen Effekte waren ähnlich. In der ATV/r-Gruppe (n=120) nahm die Zahl CD4-positiven Zellen um 160 pro Mikroliter Blut zu, im LPV/r-Studienarm (n=123) um 142. Für die Atazanavir-Saquinavir-Gruppe (n=115) liegen keine 96-Wochen-Daten vor.

Die Konzentrationen von Triglyzeriden und Gesamtcholesterin im Blut nahm bei der Behandlung mit Lopinavir durchschnittlich zu, mit Atazanavir (Reyataz®) sank sie. Ihnen mußten die Ärzte daher auch signifikant seltener zusätzlich Lipidsenker verordnen, als es bei den mit Lopinavir Behandelten erforderlich war.

Nicht jeder Lipidsenker eigne sich als Partner für Protease-Hemmer (PI), sagte Sanne. Ein geringes Risiko für Wechselwirkungen gebe es mit Fibraten und mit Pravastatin und Fluvastatin. Unklar sei die Situation bei Fibraten plus Statin oder Atorvastatin in Kombination mit einem PI, und kontraindiziert seien Simvastatin und Lovastatin als Partner für PI.

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