HIV wird in biologische Sackgasse gelockt

US-Wissenschafter versuchen, dem Virus die Vermehrungsgrundlage zu nehmen

MONTPELLIER (ddp.vwd). US-Virologen haben eine ungewöhnliche Strategie entwickelt, um Virusinfektionen zu bekämpfen: Sie stellen die Erreger kalt, indem sie sie in eine biologische Sackgasse locken.

Bei einer HIV-Infektion hieße diese Strategie, die Viren in Körperzellen zu locken, in denen sie sich nicht vermehren können. Die Konsequenz dieser Taktik: Die Erreger sterben mit der Zeit aus, wie in der Natur eine Tier- oder Pflanzenart, die in einen unwirtlichen Lebensraum abgedrängt wird.

Im Labor funktioniert dieser Ansatz bereits. Das konnten Forscher anhand eines Modellsystems aus Bakterien und darauf spezialisierten Viren - Bakteriophagen - nachweisen. Über ihre Arbeit berichten Professor John Dennehy von der Yale-Universität in New Haven und seine Kollegen in der Fachzeitschrift "Ecology Letters" (10 / 3, 2007, 230).

Auf die Idee zu der ungewöhnlichen Infektionsbekämpfung sind die Forscher durch ein Phänomen gekommen, das Biologen als ökologische Falle bezeichnen: Ein bestimmter Lebensraum lockt Tiere oder Pflanzen mit scheinbar guten Lebensbedingungen an, entpuppt sich jedoch später als ungeeignet für Futtersuche oder Vermehrung. Die angelockte Art stirbt aus.

Um ihre Idee zu testen, brachten die Forscher Bakterien vom Typ Pseudomonas phaseolicola mit Phi-6-Bakteriophagen zusammen. Diese Viren infizieren die Bakterien, indem sie sich an den Geißeln der Mikroben festsetzen und ins Zellinnere befördert werden, wenn die Bakterien die Fortsätze einziehen.

Außer der normalen Pseudomonas-Variante boten die Forscher den Viren auch eine ökologische Falle in Form einer veränderten Bakterienversion an: Die Erreger konnten sich an diese Variante ungewöhnlich gut anheften, waren aber nicht in der Lage, in sie einzudringen und sich dort zu vermehren. Das Ergebnis bestätigte die Erwartungen: Sobald die Zahl der "Sackgassen"-Mikroben einen bestimmten Schwellenwert überschritt, verschwanden die Phagen innerhalb kurzer Zeit.

Die Forscher hoffen, mit einer ähnlichen Strategie auch humanpathogene Viren wie HIV austricksen zu können. Auch HIV erkennt seine Zielzellen an Zell-Oberflächenmerkmalen, dringt in die Zellen ein und vermehrt sich in ihrem Kern. Dem Virus müssten nur Zellen ohne Kern mit den gleichen Merkmalen angeboten werden - möglichst im Überschuss. Geeignet wäre dazu etwa eine modifizierte Form der kernlosen Erythrozyten, glauben die Forscher.

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