USA: HIV-Test am Küchentisch

Jetzt kommt der HIV-Test für Zuhause - zumindest in den USA. Dort hat die FDA jetzt den ersten HIV-Test für den Einsatz in den eigenen vier Wänden zugelassen.

Veröffentlicht:
HI-Viren sind von Lipoproteinen mit eingebetteten Spikes umhüllt.

HI-Viren sind von Lipoproteinen mit eingebetteten Spikes umhüllt.

© Springer Verlag

SILVER SPRING (ars). Die FDA hat einem HIV-Test die Zulassung erteilt, den jeder selbst zu Hause vornehmen kann.

Die Arzneimittelbehörde erwartet, dass durch die Innovation die Hemmschwelle sinkt, den Verdacht auf eine Infektion abzuklären. Als Folge davon, so die Hoffnung, könnte die Übertragung des Aids-Virus eingedämmt werden.

In den USA sind rund 1,2 Millionen Menschen HIV-infiziert, jeder Fünfte HIV-Infizierte wisse nichts von seiner Ansteckung, wodurch das Risiko einer Transmission steigt.

Ein Abstrich vom Gaumen genügt für den Test, teilt die FDA mit, das Ergebnis liege dann innerhalb von 20 bis 40 Minuten vor.

Nicht jeder darf sich in Sicherheit wiegen

Mit dem OraQuick In-Home HIV-Test erübrigt sich das Einsenden von Proben an ein Labor. Personen über 17 Jahre können den Antikörper-Test in den USA über den Ladentisch oder online erwerben.

Die FDA weist allerdings ausdrücklich darauf hin, dass ein positives Ergebnis zwingend durch einen Labortest abgeklärt werden müsse.

Dabei bestehe noch eine Chance, dass die Testperson nicht angesteckt ist: Denn bei jedem 5000. Nicht-Infizierten wird ein - dann falsch - positives Ergebnis angezeigt.

Auch umgekehrt darf sich nicht in Sicherheit wiegen, wer ein negatives Resultat erhält: Denn bei jedem 12. Infizierten, der in der Anwendung ungeschult ist, wird klinischen Studien zufolge der Virusbefall nicht sichtbar.

Mehr Menschen erreichen

Ein weiterer Grund, warum der Test falsch negativ ausfällt: Die Infektion liegt weniger als drei Monate zurück.

Und selbst wenn sich die Virusfreiheit bestätigt (richtig negativ), dürfe das nicht als Freibrief für riskante Sexpraktiken genommen werden, warnt die FDA.

Der Test sei gedacht für Menschen, die sich nicht zu einem Test beim Arzt aufraffen könnten, erläutert Dr. Elliot Cowan von der FDA in einem hauseigenen Interview.

Er erwarte, dass viele sich leichter zu einem Test durchringen und dadurch die Transmissionsrate des Aids-Virus sinke.

Seit 2002 habe die FDA mehrere Schnelltests zugelassen, für die keine besondere Ausrüstung nötig sei und die binnen 20 Minuten ein Ergebnis lieferten.

Küssen - in der Regel kein Problem

Sie könnten zwar außerhalb von Labor oder Klinik erfolgen, aber trotzdem sei eine geschulte Kraft dafür nötig. Der jetzige Test sei der erste, bei dem der Anwender selbst die Probe nimmt und selbst den Testbefund abliest.

Und so funktioniert‘s: Der Anwender schabt mit einem Spatel über untere und obere Mundschleimhaut und steckt ihn in ein Röhrchen mit einer Entwickler-Flüssigkeit.

Wenn nach ungefähr einer halben Stunde nur ein Strich erscheint, heißt das: negativ, zwei Linien dagegen zeigen Antikörper gegen HIV an und damit die Möglichkeit einer Infektion.

Übrigens: Die Anwesenheit von Antikörpern im Mund bedeute nicht, dass man den Virus beim Küssen übertragen könne - außer eventuell, wenn durch eine Verletzung Blut im Mund ist.

Denn Viren befänden sich ausschließlich in Blut, Muttermilch, Samen- oder Vaginalflüssigkeit.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Eine fragwürdige neue Dimension

Mehr zum Thema

Interview

Wie toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schadet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Lesetipps
Experten fordern von Bund und Ländern verbindliche Vorgaben für die Kooperation von Rettungsleitstellen (Bild) und ärztlichem Bereitschaftsdienst.

© Heiko Rebsch / dpa / picture alliance

Reform des Rettungsdienstes

Bereitschaftsdienst und Rettungsleitstellen sollen eng aneinanderrücken

Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung steht in vielen Ländern vor großen Herausforderungen. Ein Arzt aus Israel fordert deshalb mehr Zusammenarbeit.

© Vladislav / stock.adobe.com

Weiterentwicklung der Versorgung

Experte: Bei der Transformation international die Kräfte bündeln!

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen