Viel mehr Pneumonien durch Legionellen als bisher gedacht

MAGDEBURG (ple). Potentiell tödliche Pneumonien durch Legionellen sind in Deutschland viel häufiger als vermutet. Jährlich erkranken mindesten 30 000 Menschen daran, etwa zehn Prozent sterben an den Folgen der Infektion. Ein Urin-Schnelltest hilft bei der Entscheidung für das richtige Antibiotikum.

Veröffentlicht:

Pro Jahr haben etwa 30 000 Pneumonie-Kranke eine Legionellose. Das sind mindestens dreimal mehr als bisher angenommen worden ist. Die neuen Schätzungen beruhen auf Daten des Kompetenznetzes "Ambulant erworbene Pneumonien". Wie Professor Tobias Welte vom Uni-Klinikum in Magdeburg im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" sagte, werden von den 500 000 Pneumonien im Jahr etwa sechs Prozent durch Legionella pneumophila verursacht.

Ohne Hilfsmittel sind Legionellosen schwer zu erkennen. Jeder zweite der meist älteren Patienten über 65 Jahre ist fieberfrei. Husten, Auswurf und Luftnot müßten bei fieberfreien Patienten an Pneumonie denken lassen. Bei schweren Verlaufsformen einer Pneumonie und Verdacht auf eine Legionellose, etwa nach einer Südeuropa-Reise, empfiehlt der Infektiologe einen Urintest. Mit dem Test, dessen Ergebnis in 15 Minuten vorliegt, wird im Urin ein Antigen des Serotyps 1 von Legionella pneumophila nachgewiesen.

Bestätigt sich eine Legionellose, ist eine mindestens dreiwöchige Antibiotikatherapie angezeigt. "Alle modernen Makrolid- und Chinolonpräparate sind Legionellen-wirksam", sagt Welte, "Penicillin nicht."

Nach Analyse der ersten Daten des Kompetenznetzes haben sich übrigens drei Parameter herauskristallisiert, bei denen eine stationäre Betreuung diskutiert werden sollte: Auffällig niedriger Blutdruck, Atemfrequenz über 30/Minute und neu aufgetretene Verwirrtheit.

STICHWORT

Legionella pneumophila

Legionellen sind Bakterien, die im Süßwasser vorkommen. Zum Leben brauchen sie eine Wassertemperatur von 23 bis 55 Grad Celsius. In Kaltwasser-Leitungen sollte es deshalb auch im Sommer nicht über 20 °C warm werden. In Warmwassersystemen sollte das heiße Wasser nicht unter 55 °C abkühlen. Wenn Wasserleitungen und Boiler regelmäßig durchgespült werden, ist die Gefahr geringer, daß sich ein Bakterienbelag bildet.

Infizieren kann man sich überall, wo man belastete Wassertröpfchen einatmet, etwa beim Duschen, in Whirlpools, durch Klimaanlagen, beim Autowaschen oder an Springbrunnen. Dann können die Bakterien eine schwere Lungenentzündung auslösen, die Legionärskrankheit. Mit Legionellen belastetes Wasser zu trinken, ist dagegen ungefährlich.

 

Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

ARE in Grafiken

Weniger Praxisbesuche wegen Atemwegsinfektionen

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren