Bald neue Option bei invasiven Pilzinfektionen

MÜNCHEN (sto). Invasive Pilzerkrankungen sind ein zunehmendes Risiko für immunsupprimierte Patienten geworden. Die Letalität liegt im Durchschnitt inzwischen bei fast 60 Prozent, bei Patienten nach einer Knochenmarktransplantation oder bei HIV-Patienten sogar bei 90 Prozent, wie Dr. Andrew J. Ullmann von der Universität Mainz sagt. Eine neue Therapieoption ist die Behandlung mit dem Breitspektrumtriazol Posaconazol.

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Die Behandlungsmöglichkeiten bei invasiven Pilzerkrankungen sind bislang begrenzt, zumal immer häufiger Aspergillen und andere neue Schimmelpilzarten dominieren, die gegen die meisten Antimykotika resistent sind. Eine neue Option ist nach Ullmanns Angaben das orale Breitspektrumtriazol Posaconazol (Noxafil®).

Die europäische Zulassungsbehörde EMEA hat eine positive Empfehlung zur Zulassung des Medikamentes ausgesprochen. Posaconazol werde voraussichtlich noch in diesem Jahr in Europa eingeführt, wie Ullmann bei einer Fachpressekonferenz in München sagte.

In einer Studie mit 107 Patienten mit therapierefraktären Aspergillosen lag die Erfolgsrate einer Behandlung mit Posaconazol, also die komplette oder teilweise Rückbildung der Infektion, bei 42 Prozent, in der Kontrollgruppe dagegen bei 26 Prozent, berichtete Ullmann auf der von dem Unternehmen Essex Pharma unterstützten Veranstaltung.

In einer anderen Studie mit 24 Patienten mit refraktärer Zygomyzeten-Infektion lag die Erfolgsrate bei 71 Prozent. Bei 53 Patienten mit febriler Neutropenie, die Posaconazol in unterschiedlichen Dosierungen erhielten, lag der Therapieerfolg insgesamt bei 77 Prozent.

Orales Posaconazol erreiche hohe Gewebekonzentrationen, unterliege jedoch einem Sättigungsmechanis-mus, erklärte Ullmann: Ab 800 mg erfolge keine weitere Aufnahme. In Verbindung vor allem mit fettreicher Nahrung könne die Exposition allerdings gesteigert werden. Das gelte auch für neutropenische Patienten.

Da die Resorption bei mehrfacher Applikation besser ist, sollte Posaconazol zweimal täglich zusammen mit fester oder flüssiger Nahrung in einer Dosierung von jeweils 400 mg verab-reicht werden, empfahl Ullmann. Häufigste unerwünschte Wirkungen seien Kopfschmerzen bei etwa acht Prozent und Übelkeit bei sechs Prozent der behandelten Patienten.

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