Vier Punkte helfen zu klären, ob ein Pneumoniekranker in die Klinik muss

MÜNCHEN (wst). Bakterielle Pneumonien gehören in Deutschland zu den häufigsten tödlichen Infektionskrankheiten. Bei einem Pneumonie-Patienten muss daher rasch entschieden werden, ob er in eine Klinik eingewiesen werden muss. Hierbei hat sich eine einfache Skala mit vier Punkten bewährt.

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Ob ein Pneumonie-Patient zu Hause behandelt werden kann, lässt sich mit den vier Punkten des CRB-65-Score abschätzen. Das hat Professor Hans Peter Emslander vom Kreiskrankenhaus Erding berichtet.

  • C steht dabei für Konfusion (Verwirrtheit),
  • R für Respirations-Rate (Atemfrequenz) von 30 und mehr pro Minute,
  • B für Blutdruck von 90/60 mmHg oder darunter und
  • 65 steht für Alter von 65 Jahren oder darüber.

Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie erhalten für jedes erfüllte Kriterium einen Punkt, sagte der Pneumologe und Intensivmediziner bei einer vom Unternehmen GlaxoSmithKline unterstützen Veranstaltung in München.

Sind alle Kriterien erfüllt, liegt das Sterberisiko bei 25 Prozent

Nach Studienergebnissen gibt es bei Patienten mit null Punkten im CRB-65-Score ein Sterberisiko von unter einem Prozent. Bei vier Punkten beträgt das Sterberisiko dagegen über 25 Prozent. Liegen bei einem Pneumoniekranken keine schweren Komorbiditäten und ungünstige soziale Faktoren vor, dann ist bei null Punkten eine ambulante Therapie zu empfehlen. Bereits bei einem Skalenwert von eins ist jedoch eine stationäre Einweisung zu erwägen und ab einem Wert von zwei sollte sie obligat sein, so Emslander bei der Fortbildungsveranstaltung anlässlich des Kongresses der American Thoracic Society (ATS) in San Francisco.

Zur Antibiotikatherapie bei ambulant erworbenen Pneumonien stehen Penicilline an erster Stelle. Auf Makrolide sollte man aufgrund der ungünstig gewordenen Resistenzsituation bei Pneumokokken eher verzichten, sagte Emslander im Konsens mit Empfehlungen vom ATS-Kongress.



Hohe Sterberate bei Pneumonie

Im Jahr 2005 sind in Deutschland über 187 000 Patienten gemeldet worden, die aufgrund einer ambulant erworbenen Pneumonie ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Immerhin fast 14 Prozent der Patienten sind gestorben, wie Professor Hans Peter Emslander vom Kreiskrankenhaus Erding berichtet hat. Zwar war ein großer Teil der gestorbenen Pneumonie-Patienten hochbetagt und multimorbid. Doch auch jüngere Pneumonie-Patienten sind vital bedroht, wie Daten der Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung in Düsseldorf belegen.

Danach lag 2005 die Sterberate bei stationär behandelten Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie unter den 40- bis 49-Jährigen bei etwa drei Prozent, unter den 50- bis 59-Jährigen bei etwa sechs Prozent und unter den 60- bis 69-Jährigen bei etwa neun Prozent. (wst)

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