Aktionsplan für Klinikhygiene gefordert

BERLIN (ami). Mehr als 40 000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an den Folgen einer Krankenhaus-Infektion. Ein Drittel dieser Todesfälle wäre mit einer besseren Hygiene nicht geschehen.

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"Diese Infektionen sind schon deshalb ein Problem, weil sie den Großteil aller Komplikationen im Krankenhaus ausmachen", sagte Dr. Michael Wiechmann von der Allianz Versicherung bei der Vorstellung des Allianz-Reports "Krank im Krankenhaus" gestern in Berlin.

Der Bericht zeigt unter anderem, dass die Zahl multiresistenter Keime wie Methicillin-resistenten Staphylokokken (MRSA) in Deutschland stärker steigt als in den Nachbarstaaten. Insgesamt schätzen die Autoren die Zahl der nosokomialen Infektionen in Deutschland auf 500 000 bis eine Million pro Jahr. Europaweit infiziere sich jeder zehnte Patient in der Klinik. Die EU schätze daher die Zunahme nosokomialer Infektionen gefährlicher ein als Influenza und HIV, so die Studienautoren.

Hygieniker sehen deshalb dringenden Handlungsbedarf bei Politik und Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. "Wir brauchen einen bundesweiten Aktionsplan", forderte Professor Claus Bartels, ärztlicher Direktor der Uniklinik Greifswald. Er kritisierte die fehlende Finanzierung von Infektionsschutzmaßnahmen. So seien PCR-Screening und Dekolonisation im ambulanten Bereich überhaupt nicht abrechenbar. Als Hürde betrachten die Hygieniker auch die mangelnde Verbindlichkeit der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI).

"Die Länder müssen Gesetze erlassen, damit Krankenhaushygiene verpflichtend wird", sagte der Verbandschef Deutscher Hygieniker Dr. Klaus-Dieter Zastrow. Nur drei Bundesländer hätten derzeit Gesetze für Klinikhygiene. Zastrow und seine Kollegen fordern, dass die Länder die RKI-Empfehlungen übernehmen. Demnach sollen Kliniken mit mehr als 300 Betten eine Hygiene-Fachschwester und Häuser ab 450 Betten einen Hygieniker beschäftigen. Zusätzlich soll ein Antibiotika-Management den Anstieg restistenter Keime stoppen.

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