WHO

Fast 2000 Ebola-Fälle gemeldet

Die Ebola-Seuche in Westafrika greift weiter um sich: Innerhalb eines Tages kamen 128 Infizierte und 56 Todesopfer hinzu, berichtet die WHO. In Liberia ist unterdessen das experimentelle Arzneimittel ZMapp™ eingetroffen. Der Vorrat ist knapp, zwei erkrankte Ärzte sollen als Erste das Präparat erhalten.

Veröffentlicht:
Verpackte Hoffnung: ZMapp ist in Liberia eingetroffen.

Verpackte Hoffnung: ZMapp ist in Liberia eingetroffen.

© Ahmed Jallanzo / epa / dpa

GENF/BERLIN. Die von Ebola betroffenen Länder Guinea, Liberia, Nigeria und Sierra Leone haben inzwischen fast 2000 Fälle an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldet. 1975 Infektionen und 1069 Tote wurden bis zum 11. August erfasst, teilte die WHO mit.

Binnen einem Tag seien damit 128 neue Fälle und 56 weitere Tote gemeldet worden. Mit einem Labortest bestätigt sind demnach bisher 1251 Infektionen und 686 Todesfälle.

Die meisten neuen Meldungen zu den bestätigten und Verdachtsfällen entfielen auf Liberia mit 71 Infektionen und 32 Toten, teilte die WHO mit. Aus Sierra Leone wurden zwischen 10. und 11. August 53 weitere Infektionen gemeldet, 19 Menschen starben.

In Guinea, Nigeria und Sierra Leone würden inzwischen nahezu alle- 94 bis 98 Prozent - der Neuinfektionen aufgespürt und die jeweiligen Kontaktpersonen erfasst. In Liberia allerdings seien zusätzliche Anstrengungen nötig, um einen solchen Wert zu erreichen.

Die Ebola-Epidemie hält somit unvermindert an. Nachdem die WHO den Einsatz kaum erprobter Medikamente als ethisch vertretbar einstufte, rücken nun experimentelle Arzneimittel in den Fokus. Heiß begehrt ist das Präparat ZMapp™, mit dem zwei infizierte US-Amerikaner behandelt worden waren.

Wirkstoff in Monravia angekommen

Erstmals wird das Arzneimittel nun in Afrika eingesetzt. Mehrere Dosen seien am Mittwochabend aus den USA in die Hauptstadt Liberias, Monrovia, geliefert worden, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit.

Es handele sich aber nur um geringe Mengen, da die bisher kaum erprobte Arznei noch nicht in größeren Mengen produziert wird. ZMapp™ soll zunächst zwei infizierten Ärzten verabreicht werden.

In Liberia droht wegen der Epidemie inzwischen eine Lebensmittelknappheit. Auch andere lebenswichtige Güter können das Land kaum noch erreichen, nachdem das Nachbarland Elfenbeinküste den Schiffsverkehr aus den betroffenen Ländern durch seine Gewässer verboten hat.

Die Anordnung, die für unbestimmte Zeit andauern soll, sei von der Hafenbehörde in der Hauptstadt Abidjan verbreitet worden, berichtete die Zeitung "Front Page Africa".

Auch der Luftverkehr aus und nach Liberia nimmt immer weiter ab. Die Gesellschaften Air France, British Airways, ASky und Arik haben ihre Flüge nach Monrovia bereits eingestellt. Die amerikanische Delta kündigte an, der letzte Flug der Gesellschaft starte am 27. August.

Für Liberia sind bei der Weltgesundheitsorganisation mittlerweile 670 Ebola-Fälle erfasst, 355 Menschen sind bereits gestorben.

Derweil hat Guinea als letztes der vier von Ebola betroffenen Länder den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Damit seien nach Angaben von Präsident Alpha Conde zahlreiche Maßnahmen verbunden, darunter striktere Kontrollen an den Grenzen und die sofortige Isolierung von Menschen, die Symptome aufweisen.

Zudem dürften keine Leichen mehr von einem Ort an einen anderen transportiert werden. "Jeder, der sich weigert, diese Maßnahmen zu beachten, wird als Risiko für die öffentliche Gesundheit betrachtet und streng bestraft werden", erklärte Conde im staatlichen Fernsehen.

"TKM-Ebola" weckt Hoffnungen

Neben ZMapp™ gibt es ein zweites Präparat, das Affen ähnlich gut hilft. Die Sicherheit von "TKM-Ebola" wurde sogar schon an einigen wenigen Menschen geprüft, zudem könnte das Mittel schneller produziert werden.

Der Immunologe Thomas Geisbert von der University of Texas in Galveston hält "TKM-Ebola" für die beste Behandlungsoption. Das von einer kanadischen Firma hergestellte Mittel zählt zu den sogenannten siRNAs (small interfering RNAs).

Diese sollen sich an die Messenger-RNA (mRNA) anlagern, die in der Zelle DNA-Informationen zum Bau von Proteinen weitergibt. Das Andocken der siRNAs an bestimmte mRNA-Sequenzen soll den Bau von Proteinen verhindern, die das Ebola-Virus braucht.

Ein von Geisbert geleiteter Test habe gezeigt, dass das Mittel infizierte Primaten vor Ebola schützt. Eine Studie, die die Sicherheit am Menschen prüfen sollte, startete im Januar, wurde jedoch im Juli von der US-Zulassungsbehörde FDA gestoppt. Nun darf die Studie - unter Auflagen - weiterlaufen.

Neben diesen Medikamenten, die erkrankten Menschen helfen sollen, richten sich die Hoffnungen auf zwei vorbeugende Impfstoffe. Sie sollen dafür sorgen, dass Patienten Antikörper gegen ein Erreger-Protein entwickeln und so das Immunsystem für die Abwehr von Ebola schulen.

Der eine Impfstoff nutzt ein verändertes Adenovirus als Plattform, der andere ein VS-Virus (vesicular stomatitis virus). Beide Vakzinen wurden schon vor Jahren ausgiebig an Tieren getestet.

Das in Kanada entwickelte Vakzine VSV-EBOV könnte ab Herbst vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung an Menschen getestet werden, falls genügend Impfdosen zur Verfügung stehen - und sich Geldgeber finden. Das Projekt soll zunächst mit etwa 20 Teilnehmern beginnen, hieß es. Dazu könnten Mitarbeiter von "Ärzte ohne Grenzen" und andere Helfer zählen. Sollten erste Ergebnisse überzeugen, könnte es auf Afrika ausgedehnt werden. (dpa)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen