Ebola

Asiatische Pflanze liefert potenzielle Arznei

In einer Mahagonipflanze haben Forscher einen potientiellen Wirkstoff gegen das Ebolavirus entdeckt. Und nicht nur das: Mediziner glauben, dass die asiatische Pflanze auch gegen weitere Viren wirken könnte – ein neues Supermedikament?

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In einem Mahagoni-Gewächs haben Mediziner einen möglich Ebola-Wirkstoff gefunden. Im Bild: die Mahagoni-Pflanze Aglaia odorata.

In einem Mahagoni-Gewächs haben Mediziner einen möglich Ebola-Wirkstoff gefunden. Im Bild: die Mahagoni-Pflanze Aglaia odorata.

© yanjf / iStock / Thinkstock

MARBURG. Ein pflanzliches Mittel wirkt offenbar gegen das Ebolavirus. Das haben Wissenschaftler aus Marburg und Gießen in einer Studie nachgewiesen. Der Naturstoff Silvestrol vermindert demnach die Anzahl der Krankheitserreger in befallenen Zellen.

Das schreiben die Autoren um den Marburger Biologen Professor Arnold Grünweller in ihrem Bericht, der in der aktuellen Online-Ausgabe der Fachzeitschrift "Antiviral Research" erschienen ist (Antiviral Research 2016, 137: 76).

Auch die Produktion viruseigener Proteine unterbleibt weitgehend, wenn der Naturstoff zum Einsatz kommt, heißt es in einer Mitteilung der Philipps-Universität Marburg.

Verwandschaft zwischen Ebola-Virus und Krebs?

Grünweller und seine Kollegen gingen der Frage nach, ob der Naturstoff Silvestrol ein zelluläres Enzym hemmt, das Ebolaviren zur Herstellung eigener Proteine brauchen.

Silvestrol wird aus dem asiatischen Mahagonigewächs Aglaia foveolata gewonnen und dient in der Krebsforschung dazu, das zelleigene Enzym eIF4A zu hemmen, heißt es weiter.

"Wir haben unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen untersucht, welchen Effekt Silvestrol auf menschliche Zellen ausübt, die mit dem Ebolavirus infiziert sind", wird Grünweller in der Mitteilung zitiert.

Ebola auf Enzym angewiesen

Das Ergebnis: Silvestrol bewirkt, dass die Virenkonzentration in den Zellen stark zurückgeht. Virale Proteine verschwinden fast vollständig. "Unsere Experimente zeigen, dass das Ebolavirus auf das Enzym eIF4A der Wirtszelle angewiesen ist, um seine eigenen Proteine zu produzieren", so Grünweller.

Und: "Damit ist es für das Ebolavirus fast unmöglich, durch Mutationen im eigenen Genom sich der antiviralen Wirkung von Silvestrol zu entziehen", legt Grünweller dar. Die wirksame Silvestrolkonzentration habe sich für die menschlichen Zellen als ungiftig erwiesen.

Die Autoren sehen Silvestrol daher als ein vielversprechendes Mittel an, mit dem sich eine Ebolavirus-Infektion zurückdrängen lässt. Dies erhöhe die Chance, eine wirksame Immunantwort gegen das Virus aufzubauen.

Antivirale Breitbandwirkung?

Wie die Wissenschaftler beobachtet haben, zeige sich der hemmende Effekt von Silvestrol auch, wenn man das Mittel gegen andere Viren einsetzt, die eIF4A für die Herstellung ihrer Virusproteine benötigen. "Es bleibt künftigen Studien vorbehalten, eine antivirale Breitbandwirkung von Silvestrol zu bestätigen", sagt Grünweller.

Bei der 2014 ausgebrochenen Ebola-Epidemie in den westafrikanischen Ländern Sierra Leone, Guinea und Liberia sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 28.000 Erkrankungsfälle gemeldet worden.

Durch das hämorrhagische Fieber seien in den Ländern über 11.300 Menschen gestorben. Im Juni dieses Jahres wurden Guinea und Liberia Ebola-frei erklärt. Das Risiko von weiteren Ausbrüchen sei aber durch die Ansteckung über Körperflüssigkeiten von Überlebenden weiter gegeben, so die WHO. (eb/grz)

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