RKI

Hepatitis C wird zum Männer-Problem

In Deutschland sind 2013 wieder mehr Menschen registriert worden, die sich neu mit Hepatitis C infiziert haben. Bei der Inzidenz gibt es aber regionale Unterschiede, wie das RKI berichtet.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Blutabnahme: Besteht eine Infektion mit Hepatitis-C-Viren?

Blutabnahme: Besteht eine Infektion mit Hepatitis-C-Viren?

© Mathias Ernert, Urologische Praxis Soder, Heidelberg

BERLIN. Weltweit sind nach Schätzungen der WHO 130 bis 150 Millionen Menschen chronisch mit Hepatitis C infiziert. Die regionalen Unterschiede sind allerdings enorm.

Deutschland gehört mit 0,3 Prozent zu den Niedrigprävalenz-Regionen der Hepatitis C. Doch man muss von einer weitaus höheren Dunkelziffer ausgehen.

Während die Inzidenzrate in den Jahren 2004 bis 2011 hierzulande einen Trend nach unten zeigte, ist sie derzeit relativ stabil, meldet das Robert Koch-Institut (RKI) zur Entwicklung der Hepatitis C in Deutschland (Epi Bull 2014; 13).

Den leichten Anstieg bei den Erstdiagnosen im Jahr 2013 auf 5156 im Vergleich zu 5006 Meldungen im Vorjahr erklären die RKI-Experten damit, dass seit der Zulassung neuer Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C möglicherweise mehr diagnostische Tests durchgeführt würden.

Überdurchschnittlich viele Erstdiagnosen wurden 2013 in Hessen, Hamburg, Sachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Berlin gestellt. Die Inzidenzspanne innerhalb der einzelnen Bundesländer reicht von 2,7/100.000 Einwohner (EW) in Brandenburg bis 14,8/100.000 EW in Berlin.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr fast doppelt so viele Jungen beziehungsweise Männer wie Mädchen beziehungsweise Frauen positiv getestet. Die meisten männlichen Neupatienten waren zwischen 30 und 39 Jahre alt, während bei den Frauen ein Häufigkeitsgipfel in der Gruppe der 25- bis 29-Jährigen gemeldet wurde.

Trotz aller Erfolge muss im kommenden Jahrzehnt nach Einschätzung des RKI mit einer deutlichen Zunahme an Hepatitis-C-bedingten Folgeschäden wie Leberzirrhose oder Leberkarzinom gerechnet werden.

Immerhin 27 Prozent aller Fälle von Leberzirrhose und 25 Prozent aller Fälle des hepatozellulären Karzinoms werden weltweit auf eine Hepatitis C zurückgeführt.

Therapievielfalt wird breiter

Vor dem Hintergrund neuer, hocheffektiver und nebenwirkungsarmer Therapieoptionen empfehlen internationale und nationale Fachgesellschaften die Triple-Therapie aus PEG-Interferon, Ribavirin und den Proteaseinhibitoren Boceprevir beziehungsweise Telaprevir nicht mehr als Standardtherapie. Vielmehr werden die Therapien je nach HCV-Genotyp individueller.

Zur Kombitherapie für die HCV-Genotypen 1 und 4 etwa wurde nun auch Simeprevir zugelassen. Der nukleotidische Polymeraseinhibitor Sofosbuvir kann bei allen HCV-Genotypen zum Einsatz kommen. Die RKI-Experten gehen davon aus, dass mit den neuen Optionen fast 90 Prozent der Patienten geheilt werden können.

Damit sind die erfreulichen Entwicklungen bei der Hepatitis-C-Therapie aber noch nicht am Ende: Kurz vor der Zulassung oder in der Phase III befinden sich weitere Proteaseinhibitoren wie Faldaprevir, Daclatasvir, Ledipasvir und Ombitasvir für die Kombinationstherapie.

Mehrere Institutionen haben im Jahr 2013 Vorschläge für Präventionsmaßnahmen erarbeitet. Ziel ist es, sowohl Neuinfektionen zu verhindern als auch bereits Infizierte vermehrt zu erkennen und zu behandeln.

Da Drogenabhängige mit I.v.-Drogenkonsum die größte Gruppe (87 Prozent) bei den Hepatitis-C-Erstdiagnosen darstellen, gehen besondere Präventionsbemühungen in diese Richtung.

Außerdem sollen HIV-positive homosexuelle Männer verstärkt auf das Risiko einer HCV-Übertragung aufmerksam gemacht werden, da eine Infektion durch verletzungsträchtige Sexualpraktiken unter Männern mit 7,5 Prozent an zweiter Stelle der nachvollziehbaren Ursachen rangiert.

Gleichzeitig stellt das RKI fest, dass "die Umsetzung von Screening-Empfehlungen in vulnerablen Gruppen mit erhöhter Prävalenz wie Migranten aus Hochprävalenzländern, Drogengebrauchern und Haftinsassen", die bereits im Jahresbericht 2013 aufgeführt wurden, noch unzureichend sei.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 10.07.201508:58 Uhr

irgendwie ist es auch für das RKI offenbar schwierig den Mittelweg zwischen Vernunft und Panik zu finden

Als staatliche Behörde hat sie es nicht geschafft, die immer noch nicht beendete Masernepidemie in Berlin wirksam zu bekämpfen, obwohl das gültige IfSG die Mittel dazu vorgibt. Überwiegend ineffiktives Stückwerk mit Verweis auf die Hausärzte etc. wobei auch noch über die Bezahlung gestritten wurde.
Das Hepatitis-C-Thema ist nicht neu und sagt hier der "Politik" :
"ich bin schwul und das ist NICHT gut für Virenübertragung"

Sonderberichte zum Thema
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!