Virologie

Ansatzpunkt für Impfstoff gegen Hepatitis C

Eine besondere Form von T-Helferzellen reagiert hochspezifisch auf akute Infektionen mit Hepatitis-C-Viren. Dieser Befund könnte wichtig für die Entwicklung eines Impfstoffs sein.

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FREIBURG. Bevor ein Virus im Körper bekämpft werden kann, muss das Immunsystem es erkennen. Forscher des Universitätsklinikums Freiburg haben nun bei einem entscheidenden Zelltyp nachgewiesen, dass dieser in der Lage ist, Viren zu unterscheiden und eine gezielte Immunantwort auszulösen.

Bei Patienten mit akuter Hepatitis C zeigten sie, dass ein Teil der sogenannten follikulären T-Helferzellen die Viruspartikel erkannte und dadurch aktiviert wurde, berichtet das Klinikum in einer Mitteilung.

Zudem fanden sie starke Hinweise, dass die Zellen die Antikörper-Produktion gegen das Virus steuern. Die Forscher hoffen, damit langfristig zur Entwicklung einer Hepatitis-C-Impfung beizutragen (Gastroenterology 2015; online 13. November).

Forscher sortierten Zusammenarbeit

Das Verständnis des körpereigenen Antiviren-Programms bietet Ansätze für Impfstoff-Entwicklungen, berichten die Forscher um Studienleiter Dr. Tobias Böttler in der Mitteilung. Sie sortierten zunächst in Zusammenarbeit mit Kollegen aus dem Uniklinikum München-Großhadern die Immunzellen, die auf das Hepatitis-C-Virus reagieren.

Anhand von zwei Oberflächenproteinen identifizierten sie dann die follikulären T-Helferzellen (Tfh-Zellen). Sie stellten fest, dass Patienten mit akuter Infektion deutlich mehr virus-spezifische Tfh-Zellen im Blut hatten als solche mit chronischer Infektion oder gesunde Probanden.

Zudem stieg mit der Zahl der aktivierten Tfh-Zellen auch die Menge der Hepatitis-C-Antikörper. Das untermauert die bisherige Vermutung, dass Tfh-Zellen an der Steuerung der Antikörper-Produktion beteiligt sind. Die Antikörper wiederum binden das Virus und machen es damit unschädlich.

Prinzip aller Impfungen

"Diese speziellen T-Helferzellen spielen in der Virus-Abwehr offensichtlich eine wichtige Rolle. Damit sind sie auch ein ideales Ziel für die Entwicklung von Impfungen", sagt Böttler. Die Studie deutet darauf hin, dass die untersuchten Tfh-Zellen B-Zellen des Immunsystems aktivieren.

Diese sind für die Produktion von Antikörpern zuständig und bilden nach überstandener Infektion sogenannte Gedächtniszellen. Tritt der Erreger später erneut auf, können diese Gedächtniszellen extrem schnell und effektiv reagieren. Auf diesem Prinzip basieren alle Impfungen.

Nach Angaben der WHO sind bis zu 150 Millionen Menschen weltweit mit Hepatitis-C-Viren infiziert. Etwa 50.000 Menschen sterben jährlich an Leberschäden durch die chronische Infektion. Es gibt zwar inzwischen medikamentöse Hepatitis-C-Therapien, mit denen fast alle Patienten schnell und zuverlässig geheilt werden können.

Allerdings sind die Medikamente sehr teuer und stehen vielen Betroffenen in Entwicklungsländern nicht zu Verfügung. Um Hepatitis C weltweit in den Griff zu bekommen, ist daher eine prophylaktische Impfung nötig. (eb/eis)

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