Kombination gegen die Zoster-Neuralgie?

Valaciclovir allein und Gabapentin allein eignen sich bei Patienten mit akutem Herpes zoster zur Prävention einer Neuralgie. US-Forscher haben in einer unkontrollierten Studie die Kombi getestet - ein interessanter Ansatz, kommentiert Professor Hans-Christoph Diener aus Essen.

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Effloreszenzen eines Herpes zoster.

Effloreszenzen eines Herpes zoster.

© Stephen VanHorn / shutterstock.com

MARSHFIELD / ESSEN (eb). Die postzosterische Neuralgie ist eine schwerwiegende Folge eines Herpes zoster und tritt insbesondere bei älteren Menschen auf. Ihre Inzidenz wird je nach Alter der Patienten mit 9 bis 70 Prozent angegeben.

Einige Studien zeigen, dass der frühe Einsatz von Virostatika eine postzosterische Neuralgie verhindert. Ähnliche Beobachtungen gibt es für Gabapentin. Bisher fehlte allerdings eine Studie zur Kombination der beiden Therapien.

In einer offenen, unkontrollierten Studie untersuchten Forscher aus Marshfield / Wisconsin 113 Patienten im mittleren Alter von 65 Jahren (Arch Dermatol 2011; 147: 901 - 907).

Alle waren immunkompetent und wurden innerhalb von 72 Stunden mit 1000 mg Valaciclovir dreimal täglich für sieben Tage behandelt und zusätzlich mit Gabapentin in einer initialen Dosis von 300 mg und einer Maximaldosis von 3600 mg pro Tag.

Die Wissenschaftler erfassten die Zahl der Patienten mit postzosterischer Neuralgie nach drei, vier und sechs Monaten sowie die Schmerz intensität, das Ausmaß von Schlafstörungen und die Lebensqualität.

Nur ein Drittel der 113 Patienten war über 70 Jahre alt; zwei Drittel der Patienten litten unter schweren Schmerzen. 20 Prozent der Patienten hatten nach drei Monaten postzosterische Schmerzen, 18 Prozent nach vier und 9,8 Prozent nach sechs Monaten.

Mehr Lebensqualität nach Schmerzreduktion

Nach sechs Monaten klagten 4 Prozent über mittelschwere Schmerzen und 13,4 Prozent über schwere Schmerzen. Erwartungsgemäß verbesserte sich parallel zur Schmerzreduktion auch die Lebensqualität.

Mit einer Gesamtrate von 9,8 Prozent einer postzosterischen Neuralgie nach sechs Monaten scheint die Kombination von Valaciclovir und Gabapentin eine wirksame Therapie zur Prävention der postzosterischen Neuralgie darzustellen.

Diese interessante Studie lege nahe , schreibt Professor Hans-Christoph Diener von der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen in einem Kommentar, dass eine Kombinationstherapie eines Virostatikums mit Gabapentin innerhalb von 72 Stunden nach Beginn eines Herpes zoster möglicherweise die Entwicklung einer chronischen postzosterischen Neuralgie verhindern kann (InFo Neurologie & Psychiatrie 2011; 13(11): 27).

Eine Inzidenz von 9,8 Prozent sei deutlich geringer als in den meisten bisherigen Beobachtungs- und Therapiestudien. Die Studie müsse allerdings sehr vorsichtig interpretiert werden, da sie offen und unkontrolliert sei.

Logische Konsequenz dieser Beobachtung wäre eine prospektive randomisierte Studie mit Valaciclovir-Monotherapie, Gabapentin-Monotherapie und Kombinationstherapie mit Placebo.

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