Chronischer Reizhusten bei Erwachsenen - Ist es Pertussis?

HAMBURG (KHS). Im Jahr 2004 waren 36 Prozent aller Keuchhusten-Kranken bereits älter als 45 Jahre. Die Häufigkeit der Pertussis-Erkrankung bei Erwachsenen und auch bei Jugendlichen nimmt zu. Die Gründe: Der nach Erkrankung sowie nach Impfung maximal nur etwa 15 Jahre bestehende Schutz und eine unzureichende Auffrischung der Impfung.

Veröffentlicht:

Professor Christel Hülße unterstrich deshalb beim 8. Kongreß für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin in Hamburg einmal mehr die Bedeutung der Impfung gegen Pertussis. So sind nach ihrer Ansicht die extrem verschiedenen Inzidenzen der Erkrankung in der BRD und in der ehemaligen DDR auf die Durchimpfungsraten zurückzuführen gewesen, die in der BRD weniger als 50 Prozent betragen habe, im Vergleich zu 90 bis 95 Prozent in der DDR.

Entsprechend ist es um Morbidität und Mortalität bestellt gewesen: Bis 1990 sind nach Angaben der Infektiologin in den alten Bundesländern Jahr für Jahr 160 Einwohner von 100 000 erkrankt und jährlich etwa zehn an den Folgen der Erkrankung gestorben. In den neuen Bundesländern seien 0,4 auf 100 000 Einwohner erkrankt; ab 1981 habe es keinen Todesfall mehr gegeben. "Damit sind wir in die Wende gegangen", so Hülße.

Es sei dann von der Ständigen Impfkommision (STIKO) zwar eine Impfempfehlung für ganz Deutschland herausgegeben worden, die habe jedoch nur wenig bewirkt. Erst die Ablösung der Ganzkeimvakzine durch die azelluläre Vakzine und die damit wieder gestiegene Akzeptanz der Pertussis-Impfung habe bei Kindern im Vorschulalter jetzt - nach einem kurzzeitigen Anstieg der Erkrankungszahl in den 90er Jahren in den neuen Bundesländern - zu akzeptablen Durchimpfungsraten geführt.

Den Ost-West-Unterschied im Krankheitsaufkommen fand Hülße auch noch in einer aktuellen Vergleichsstudie mit 963 Patienten in Krefeld und Rostock. In diese Studie wurden alle Patienten aufgenommen, die eine Arztpraxis aufsuchten und mehr als sieben Tage husteten, keine chronische respiratorische Erkrankung hatten und älter als 18 Jahre waren. Nach gezielter Untersuchung habe sich nach Hülße bei zwölf Prozent der Patienten in Krefeld und bei weniger als acht Prozent in Rostock eine Pertussis als Ursache des Hustens herausgestellt.

Die Studie sollte außerdem eine praktische Konsequenz haben, gemäß Hülße: Bei Erwachsenen, deren Husten wie eine unspezifische Bronchitis oder wie ein chronischer Reizhusten imponiere - vor allem wenn Hustenanfälle bei Nacht mit allgemeiner Leistungsminderung berichtet werden - müsse auch an Keuchhusten gedacht werden. Durchschnittlich habe das Krankheitsbild bei den in Krefeld und Rostock untersuchten Patienten 44 Wochen lang bestanden, bis Pertussis diagnostiziert worden war.

Mehr zum Thema

Impfempfehlungen

Neuer STIKO-Chef fordert mehr Personal

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert