"Impfskeptiker mit sachlichen Argumenten überzeugen"

BERLIN (gvg). Bei Eltern, die dem Impfen skeptisch gegenüber stehen, sollten Kollegen versuchen, Gegenargumente sachlich zu entkräften. Führt das nicht zum gewünschten Erfolg, hilft manchmal auch eine Unterschrift.

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"Ein Arzt muß über Impfkomplikationen und Impfkrankheiten Bescheid wissen. Er muß aber auch die Hypothesen und unbewiesenen Behauptungen kennen, um sie sachkundig widerlegen zu können", sagte der Kinderarzt Dr. Jörn Voigt aus Groß-Umstadt.

Häufig seien die Eltern beispielsweise nicht mehr auf dem neuesten Stand was die Häufigkeit von Impfkomplikationen angehe. So würden bei der Keuchhusten- und FSME-Impfung oft Sorgen artikuliert, die auf komplikationsträchtigere Impfstoffe zurückgehen, die gar nicht mehr im Handel erhältlich sind.

Auch auf das häufig zu hörende Argument, daß die immer größere Zahl an Impfungen den Aufbau eines starken Immunsystems behindere, könne mit Zahlen geantwortet werden. So sei die Zahl der heute verimpften Antigene dank gezielterer Impfstoffe wesentlich geringer als früher: "Bei einer Grundimmunisierung verimpfen wir heute 123 bis 126 Impfantigene", so Voigt. Früher waren das sehr viel mehr. Allein die Ganzkeim-Pertussisvakzine habe 3000 Antigene enthalten.

"Ärzte sollten sachlich bleiben und auf keinen Fall selbst polemisieren", unterstrich Voigt. Anschauliche Vergleiche sind aber erlaubt: "Ich frage oft, ob die Eltern ihr Kind allein auf eine belebte Straße schicken würden, damit es die Gefahr erkennt, die vom Straßenverkehr ausgeht", so Voigt.

Helfen alle Argumente nichts, dann läßt sich Voigt von den Eltern die Ablehnung der Impfung unterschreiben. Kurz vor der Unterschrift schwenken dann noch mal einige Eltern um und geben doch noch ihr Einverständnis. Insgesamt seien in Deutschland immer noch knapp über neunzig Prozent der Bevölkerung und 97 Prozent der Ärzte dem Impfen gegenüber positiv eingestellt, so Voigt auf einer von dem Impfstoffhersteller Wyeth unterstützten Veranstaltung.

Dr. Christoph Straub von der Techniker Krankenkasse sieht sogar einen positiven Trend, wenn es um das Thema Impfen geht: "Wir haben den Eindruck, daß die Anrufe zu den Risiken von Impfungen weniger werden".

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