Gleich zwei Impfstoffe schützen vor Rotavirus-Erkrankungen

MÜNCHEN (wst/hub). Gegen Rotaviren stehen in Deutschland zwei orale Impfstoffe für Säuglinge zur Verfügung. Die Impfung schützt vor Gastroenteritiden durch Rotaviren.

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Nach Schätzungen erkranken in Deutschland jährlich etwa 400 000 Kinder unter fünf Jahren an Brechdurchfall durch Rotaviren, sagt Professor Christel Hülße von der Ständigen Impfkommission (STIKO). Nach ihren Angaben werden etwa 145 000 Kinder pro Jahr wegen solcher Durchfälle einem Arzt vorgestellt, 22 000 Kinder müssen stationär behandelt werden. In Kliniken komme es zudem jährlich bei bis zu 18 000 Kindern zu nosokomialen Infektionen. Vier bis sechs Kinder sterben jedes Jahr an den Infektionen, weil sie etwa durch eine Vorerkrankung geschwächt sind, berichtete Hülße auf einer Pressekonferenz des Deutschen Grünen Kreuzes in München.

Wirksamkeit und Verträglichkeit der beiden Impfstoffe wurden in Studien mit weltweit über 100 000 Säuglingen belegt, berichtete Professor Ulrich Heininger vom Universitätskinderspital in Basel. Darminvaginationen, die bei einem früheren Rota-virus-Impfstoff vorgekommen waren, traten mit den neuen Vakzinen nicht gehäuft auf.

In Belgien, Österreich, Australien und den USA wurde der Rotavirus-Schutz bereits in den Impfkalender für Säuglinge aufgenommen, wie Heininger berichtet hat. Eine solche Empfehlung gibt es in Deutschland noch nicht. Die STIKO und die Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DAKJ) haben aber schon positiv zu den Impfstoffen Stellung genommen, berichtete der DAKJ-Vorsitzende Heininger.

Vorzugsweise sollte im Alter zwischen sechs und zwölf Wochen geimpft werden. Nach Angaben von Heininger kann die Impfung das Risiko von Säuglingen und Kleinkindern, wegen Rotavirus-Infektion in die Klinik zu kommen, um über 90 Prozent reduzieren. Breit umgesetzt könnte die Impfung die Rate von stationären Therapien in Deutschland also deutlich reduzieren.

In den USA wurden bisher etwa 3,5 Millionen Dosen eines Rotavirus-Impfstoffs verimpft. Dabei seien 28 Fälle von Darminvagination gemeldet worden, hat die US-Gesundheitsbehörde mitgeteilt. Diese Zahl liege nicht über der erwarteten Rate von 18 bis 43/100 000 pro Jahr in einer ungeimpften Population von Kindern im Alter von 6 bis 35 Wochen. Ärzte werden sicherheitshalber aufgefordert, Fälle von Darminvagination zu melden.

"In Deutschland gab es bisher keine derartigen Beobachtungen oder andere außergewöhnliche Meldungen nach Rota-virus-Impfungen", sagte Dr. Susanne Stöcker vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zur "Ärzte Zeitung". Das PEI ist in Deutschland für Zulassung und Sicherheit von Impfstoffen zuständig.

Mehr Infos unter: www.rki.de, Suche mit "Rotaviren"



STICHWORT

Impfstoffe gegen Rotaviren

Die beiden Rotavirus-Impfstoffe sind Lebendimpfstoffe, mit denen ab einem Alter von sechs Wochen geimpft werden kann.

Rotateq®: Der Impfstoff von Sanofi Pasteur MSD enthält einen Rotavirusstamm von Rindern, der gentechnisch mit Antigenen der fünf häufigsten humanen Rotavirus-Serotypen versehen worden ist. Die Impfserie mit drei Dosen im Abstand von vier Wochen sollte möglichst bis zur 20. und spätestens bis zur 26. Woche abgeschlossen sein.

Rotarix®: Die Vakzine von Glaxo-SmithKline enthält abgeschwächte humane Rotaviren. Für einen Impfschutz reichen zwei Dosen im Abstand von vier Wochen. Die Impfserie sollte möglichst bis zur 16. und spätestens bis zur 24. Woche abgeschlossen sein.

Impfkosten: Die Kosten der Impfung von knapp 200 Euro werden von privaten Krankenversicherungen auf Antrag übernommen, hieß es auf der Veranstaltung in München. Von der GKV werde die Impfung zurzeit nur in Ausnahmen bezahlt, etwa bei Kindern mit angeborenem Immundefekt. (wst)

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