Impfstoff schützt auch vor exotischen Rotaviren

Die WHO rät, den Rotavirus-Schutz zum Standard für Säuglinge zu machen. Die hohe Sterberate an Durchfall in Entwicklungsländern ließe sich damit reduzieren.

Von Beate Grübler Veröffentlicht:

BRÜSSEL. Die WHO empfiehlt, die Rotavirus-Schluckimpfung in alle nationalen Impfprogramme aufzunehmen. Besonders in armen Ländern sollte der Schutz rasch angeboten werden. Nach Studiendaten schützt die Impfung auch vor afrikanischen und asiatischen Rotavirus-Typen. Die Prävention schwerer Rotavirus-Gastroenteritiden könnte die hohe Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern senken.

In Europa und Amerika werden über 98 Prozent der Rotavirus-Infektionen durch die impfpräventablen Serotypen G1, G2, G3, G4 und G9 hervorgerufen. In Afrika und Asien sind aber auch andere Serotypen häufig. Sie verursachen in Afrika fast die Hälfte der Rotavirus-Infektionen, hat Professor Shabir Madhi aus Johannesburg in Südafrika berichtet. Eine zum ESPID-Kongress in Brüssel vorgestellte Studie habe ergeben, dass der Impfstoff Rotarix® auch in Ländern mit abweichendem Serotypen-Spektrum effektiv ist. "Die Ergebnisse dieser Studie haben dazu beigetragen, dass die WHO seit Juni 2009 die Rotavirus-Impfung weltweit als Standard-Impfung für Säuglinge empfiehlt", sagte Madhi bei einer Veranstaltung des Unternehmens GlaxoSmithKline in Brüssel.

An der placebokontrollierten Studie in Südafrika und Malawi nahmen mehr als 4400 Kinder teil. Geimpft wurde zweimal im Alter von sechs und zehn Wochen, eine dritte Impfung im Alter von 14 Wochen brachte keinen zusätzlichen Nutzen. Von den geimpften Kindern erkrankten im ersten Lebensjahr 1,9 Prozent an schweren Brechdurchfällen im Vergleich zu 4,9 Prozent der ungeimpften Kinder. Die Effektivität der Impfung betrug somit 61 Prozent. Dies sei in Anbetracht der Serotypen-Vielfalt in den beiden Teilnehmer-Ländern ein sehr gutes Ergebnis, sagte Mahdi. Bei getrennter Auswertung wurde für Südafrika ein Impfschutz von 77 Prozent ermittelt. Das sei nahe an dem für Europa zu erwartenden Impfschutz von 85 Prozent nach zweimaliger Rotavirus-Impfung, sagte der Kinderarzt.

In Malawi war der Impfschutz zwar niedriger, trotzdem profitierten Säuglinge dort am meisten: Mit dem Zwei-Dosen-Schema wurden im ersten Lebensjahr 3,9 schwere Gastroenteritiden pro 100 Kinder verhindert. Dies sei ein substanzieller Beitrag zur Senkung der hohen Kindersterblichkeit in Malawi, sagte Madhi.

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