Extremisten verhindern Ausrottung der Kinderlähmung

Polio ist weltweit fast ausgerottet. Aber kriegerische Auseinandersetzungen und islamische Extremisten verhindern den endgültigen Sieg über die Kinderlähmung. Vor allem in Nigeria droht ein Rückschlag.

Veröffentlicht:
Polio gab es schon im alten Ägypten, wie die Darstellung eines Patienten aus der 18. Dynastie (1403-1365 v. Chr.) belegt.

Polio gab es schon im alten Ägypten, wie die Darstellung eines Patienten aus der 18. Dynastie (1403-1365 v. Chr.) belegt.

© Deutsches Grünes Kreuz

KAPSTADT/ABUJA (dpa). Anders als in anderen Ländern sind in Nigeria die Poliofälle im Jahr 2011 deutlich gestiegen.

Der bevölkerungsreichste Staat Afrikas wird seit Monaten von Terroranschlägen erschüttert. Zudem sprechen sich dort islamische Sekten gegen die Polio-Impfung aus.

"Sie glauben, der Impfstoff sei nicht sicher und verursache Unfruchtbarkeit", berichtet die Sprecherin des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Nigeria, Tommi Laulajainen.

250.000 Kinder jedes Jahr 

Poliomyelitis ist zwar weltweit zu 99 Prozent ausgerottet. Ende 2011 gab es laut WHO nur noch rund 650 gemeldete Erkrankungen. Die wenigen Fälle bleiben jedoch eine Bedrohung für den Rest der Welt.

Das Virus unter Kontrolle zu bringen, ist ein ehrgeiziges und teures Projekt. Als in Kenia 2006 nach 22 Jahren erstmals wieder ein Polio-Fall entdeckt wurde, musste das Land zehn Millionen US-Dollar investieren, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Falls Polio also nicht in den nächsten Jahren ausgerottet wird, werden laut WHO innerhalb der nächsten Dekade jedes Jahr wieder 250.000 Kinder gelähmt werden. Vor allem in Nigeria droht jetzt ein herber Rückschlag.

Im muslimischen Norden des Landes, dem afrikanischen Epizentrum der Krankheit, wird die Impfung großflächig abgelehnt. Der Terror-Anschlag auf das UN-Gebäude in der Hauptstadt Abuja im August 2011 mit 18 Toten hatte die Lieferungen des Impfstoffs im Land massiv erschwert. Die Zahl neuer Poliofälle stieg sofort.

Polio weiter eine Gefahr

Auch in Pakistan und Afghanistan lehnen Gruppen wie die Taliban die Impfung ab, berichtet die WHO. Heute ist Polio nur noch in Nigeria, Pakistan und Afghanistan in größerem Maße verbreitet.

Doch von hier aus breitet sich das Virus erneut in Länder aus, die zuvor als poliofrei klassifiziert worden waren. 2011 wurden wieder Fälle aus dem Tschad, der Demokratische Republik Kongo, aus Angola, Bangladesch, Nepal, Tadschikistan und China gemeldet.

"Solange es Poliomyelitis irgendwo gibt, bleibt das Virus überall eine Gefahr", warnt der Direktor der US-Behörde für Krankheitsbekämpfung (CDC), Thomas Frieden.

"Wenn wir nicht wachsam bleiben, wird Polio mit Gewalt wiederkommen, mit hohen menschlichen und finanziellen Kosten."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Keine Impferfolge ohne Diplomatie

Mehr zum Thema

Cochrane Reviews

HPV-Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs und Krebsvorstufen

Sie fragen – Experten antworten

Welche Studien helfen im Umgang mit impfbesorgten Eltern?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Pneumokokken-Kinderimpfquote steigern!

© William - stock.adobe.com

Anstieg angehen:

Pneumokokken-Kinderimpfquote steigern!

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Familie_Strandperle_19966847.jpg; 19966847, Familie; MKC; Lizenzfrei; Strandperle; Bildnummer 19966847; Rechnungsnummer R6745624033; Lizenznehmer: MSD Sharp & Dohme GmbH, München

© Shutterstock / MKC

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
HPV-Impfung für Erwachsene

© syedfahadghazanfar / shutterstock

Eine Rechnung, die aufgeht!

HPV-Impfung für Erwachsene

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf di

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Dapagliflozin bei chronischer Nierenkrankheit (CKD):

Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf die Wirksamkeit

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 2: TriMaximize-Studie: Verbesserung der Lebensqualität nach Umstellung auf extrafeine Dreifachfixkombination

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Mittelgradiges bis schweres Asthma bronchiale

Bessere Kontrolle und Lebensqualität unter inhalativer Triple-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Chiesi GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Cochrane Reviews

HPV-Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs und Krebsvorstufen

Lesetipps