Zu Beginn einer Influenza-Pandemie gibt’s als Gegenmittel nur Virustatika

FRANKFURT/MAIN (hsr). Bei einer Influenza-Pandemie könnten Impfstoffe frühestens fünf bis sieben Monate nach Beginn verfügbar sein, erinnert Professor Peter Wutzler aus Jena. Am Anfang einer Pandemie lassen sich Infizierte daher nur mit Virustatika wie Neuraminidasehemmern vor lebensbedrohlichen Komplikationen schützen.

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Anders als die Grippe-Impfstoffe seien Neuraminidasehemmer gegen alle Influenza-Viren von Menschen und Tieren wirksam, sagte der Virologe. Binnen 48 Stunden nach Symptombeginn könnten die Medikamente sowohl die Krankheitsdauer als auch die Komplikationsrate signifikant senken.

Oseltamivir (Tamiflu®) werde daher von der WHO zur Prophylaxe und Therapie bei einer Influenza-Pandemie empfohlen. Es verringere die Krankheitsdauer bei frühzeitiger Behandlung um 30 bis 40 Prozent und reduziere die Schwere der Symptome. Eine Prophylaxe damit schütze etwa 90 Prozent aller Personen bei Kontakt mit Grippekranken vor Ansteckung.

Wie dringend erforderlich es sei, jetzt ausreichende Mengen der antiviralen Substanzen bereitzustellen, machte Wutzler auf einer Pressekonferenz des Unternehmens Hoffmann-La Roche in Frankfurt am Main deutlich: Eine Influenza-Pandemie trete alle 30 bis 35 Jahre auf, nach der letzten, der "Hongkong-Grippe" 1968, stehe also eine erneute bevor. WHO-Schätzungen gehen dann weltweit von bis zu 100 Millionen Toten aus.

Bei einer mittleren Erkrankungsrate von 30 Prozent der Bevölkerung werden für Deutschland etwa 13 Millionen zusätzliche Arztbesuche, 360 000 Krankenhauseinweisungen und 96 000 Influenza-bedingte Todesfälle prognostiziert. "Das überfordert jedes Gesundheitswesen", warnte Wutzler. Er präsentierte Modellrechnungen des Robert-Koch-Instituts, wonach durch eine antivirale Therapie aller Erkrankten etwa 90 000 bis 300 000 Hospitalisierungen und etwa 24 000 bis 80 000 Todesfälle verhindert werden könnten.

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