Pneumonien

Weitere Legionellenfälle in Warstein

Neun Patienten mit typischen Symptomen für eine Legionelleninfektion kamen am Wochenende in Kliniken. Die Reisewarnung für die Kleinstadt im Sauerland bleibt weiter bestehen.

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WARSTEIN/SOEST. Die Legionellen-Infektionswelle im sauerländischen Warstein ist noch nicht abgeflaut. Am Samstag seien sechs Patienten in Krankenhäuser gekommen, am Sonntag drei, berichtete der Kreis Soest. Damit gebe es 150 Krankheitsfälle, die mit dem Legionellenausbruch in Zusammenhang stehen könnten.

In 33 Fällen gebe es einen bestätigten Laborbefund. Der Schweregrad der Erkrankungen lasse nach, sagte der Leiter des Pflegedienstes des Warsteiner Maria Hilf-Krankenhauses, in dem die meisten Patienten behandelt werden.

Die Empfehlung des Kreises Soest, auf unnötige Reisen nach Warstein zu verzichten, bleibt bestehen. Als mögliche Infektionsquelle gilt die Kühlanlage eines Industriebetriebs.

Die Stadt im Sauerland leidet schon seit drei Wochen unter den Legionellen. Von den 150 Erkrankten sind zwei Männer an der durch die Bakterien ausgelösten Lungenentzündung gestorben.

"Das ist der größte Legionellen-Ausbruch in Deutschland", sagt Bürgermeister Manfred Gödde. Das Ballonfahrertreffen "Montgolfiade", zu dem jedes Jahr mehr als 100.000 Besucher nach Warstein kommen, wurde abgesagt. Das Schlimmste schien aber überstanden, mit einer industriellen Kühlanlage war der Verursacher anscheinend gefunden.

Weil es aber immer noch keine endgültige Klarheit durch Laborbefunde gibt, entschied sich der Kreis Soest angesichts verbereiteter "Entwarnungsstimmung" zu einem drastischen Schritt. Am Freitagabend riet er von unnötigen Reisen in den 27.000-Einwohner-Ort ab. Schnell war von einer Reisewarnung die Rede.

Der Kreis rechtfertigte die Reiseempfehlung mit dem Restrisiko: Man dürfe nicht zulassen, dass eventuell Infizierte aus Warstein zurück in ihre Heimatorte reisen, so Kreisdirektor Dirk Lönnecke.

In Warstein haben die Empfehlungen aus dem Kreishaus Irritationen ausgelöst. "Es ist unverständlich, dass man Auswärtige davor warnt, nach Warstein zu kommen, aber wie sich die Warsteiner verhalten sollen, das ist bisher noch nicht gesagt worden", kritisiert Stefan Enste, der Touristen durch die Bilsteinhöhle führt. Direkte Informationen der Behörden haben die Haushalte in Warstein nicht bekommen. (dpa)

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