Impfen lohnt sich gegen Meningokokken-C-Infektion

MÜNCHEN (wst). Unabhängig vom Grund für den Arztbesuch sollten Hausärzte bei allen Kindern und Jugendlichen für die Impfung gegen Meningokokken-C-Infektionen werben, sagt Dr. Nikolaus Frühwein aus München. Die Infektionen sind zwar selten, verlaufen jedoch extrem schwer und oft tödlich, betont der Infektiologe.

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Meningokokken-Infektionen sind zwar selten, aber gefürchtet. Impfungen beugen vor.

Meningokokken-Infektionen sind zwar selten, aber gefürchtet. Impfungen beugen vor.

© Foto: Chiron Vacchines Behring

Nach Angaben des Präsidenten der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen e.V. wird die von der STIKO empfohlene Impfung seit 2007 für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr von den Krankenkassen bezahlt. Der Schutz wird allen Kindern ab dem 12. Lebensmonat empfohlen. Wurde die Impfung in diesem Alter versäumt, sollte sie bei allen Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Bei hohen Impfraten haben wir die Chance, die lebensbedrohliche Meningokokken-C-Infektion in der Bevölkerung zum Verschwinden zu bringen, betonte Frühwein bei einer Pressekonferenz seiner Gesellschaft.

Gegenwärtig sind die Impfraten gegen den Erreger noch gering. Anhand der Verkaufszahlen des Impfstoffs sind zum Beispiel in Bayern nach Schätzungen bislang nur etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen gegen Meningokokken C geimpft, wie Dr. Christian Groffik aus München berichtet hat. Zum Vergleich: In Sachsen gehe man inzwischen von einer Impfrate von 60 Prozent aus, so der Medizinaloberrat vom Referat für Gesundheit und Umwelt der bayrischen Landeshauptstadt: "Bayern dürfte damit in der Vorbeugung gegen Meningokokken C bundesweit Schlusslicht sein."

Warum sich Ärzte vielerorts offensichtlich noch wenig für die Impfung gegen Meningokokken C stark machen, liegt an der Seltenheit der Erkrankung. In Deutschland erkranken jährlich etwa 500 bis 700 Menschen - meist Kleinkinder und Jugendliche - an invasiver Meningokokken-Infektion. Nur 30 bis 40 Prozent davon werden durch Meningokokken C verursacht, gegen die geimpft werden kann. Aber gerade diese Variante verläuft besonders schwer und bei bis zu 20 Prozent der Betroffenen tödlich, bestätigte Professor Thomas Nicolai vom Haunerschen Kinderspital in München. Wer den vergeblichen Kampf der Medizin gegen eine Meningokokkensepsis selbst erlebt habe, stelle den Wert der Impfung nicht mehr infrage, sagte er.

STICHWORT

Meningokokken

  • Definition: Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind gramnegative, bekapselte Bakterien.
  • Vorkommen: Etwa zehn Prozent der europäischen Bevölkerung tragen Meningokokken im Nasenrachenraum, ohne dabei Krankheitsanzeichen zu entwickeln.
  • Impfung: Impfstoffe gibt es gegen den Sero-Typ C nicht jedoch gegen den Sero-Typ B.
  • Sero-Typen: Aus der Meningokokken-Familie sind 13 Sero-Typen bekannt. Weltweit werden mehr als 90 Prozent der Meningokokken-Infektionen durch die Sero-Typen A, B, C und Y verursacht.
  • Häufigkeit: In Deutschland erkranken jedes Jahr 500 bis 700 Menschen an einer Meningokokken-Infektion, mehr als die Hälfte davon durch den Sero-Typ B. 40 Prozent der Patienten sind Kinder unter vier Jahren. (skh)
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