Immer häufiger resistente Tb-Erreger

BERLIN (gvg). Die Zahl der an Tuberkulose (Tb) neu erkrankten Menschen in Deutschland ist weiter rückläufig. Der Anteil von Patienten mit resistenten Keimen ist allerdings erneut leicht gestiegen.

Veröffentlicht:

Das sind die Kernbotschaften des neuen Tuberkuloseberichts des Robert-Koch-Instituts (RKI), das jetzt Zahlen zu Tb-Erkrankungen im Jahr 2004 vorgelegt hat. So kam es 2004 mit 6583 Neuerkrankungen zu einem historischen Tiefststand in Deutschland, im Vorjahr waren es noch 7166. Das ergibt eine mittlere Inzidenz von 8,0 neuen Tb-Patienten pro 100 000 Einwohner, 2003 waren es 8,7.

Hamburg und Berlin führen die Länderrangliste mit einer Inzidenz von jeweils knapp zwölf pro 100 000 an. Weniger als die Hälfte sind es in Schleswig-Holstein, Brandenburg, Thüringen und Niedersachsen. Wie auch in den vergangenen Jahren ist knapp die Hälfte aller Patienten nicht-deutscher Herkunft. Aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion stammen allein zwölf Prozent aller Betroffenen. Insgesamt starben in Deutschland 236 Menschen (3,7 Prozent aller Erkrankten) an Tb.

Der Anteil resistenter Keime nimmt weiter zu. Nach 2,1 Prozent im Jahr 2003 lag 2004 schon bei 2,5 Prozent aller Tuberkelbakterien eine Multiresistenz vor, definiert als gleichzeitige Resistenz gegen die beiden Hauptmedikamente Isoniazid und Rifampizin. Eine Resistenz gegen irgendeines der fünf Erstlinien-Medikamente fand sich bei 13,9 Prozent der Isolate, 2003 waren es noch 13,2 Prozent.

"Die Zahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an", sagte die RKI-Expertin Dr. Bonita Brodhun gestern in Berlin. Besorgniserregend sei die Lage erneut bei Patienten, die in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion geboren wurden. Bei dieser Gruppe konnte bei 38 Prozent aller Isolate zumindest eine Resistenz gegen eines der Erstlinien-Therapeutika nachgewiesen werden. Bei immerhin 14,3 Prozent der Isolate wurden multiresistente Erreger gefunden.

Deutlich werden aus den vorgelegten Zahlen auch die fatalen Folgen eines Therapieabbruchs. Bei Deutschen, die im Ausland geboren wurden und zuvor eine Behandlung wegen Tb nicht komplett abgeschlossen hatten, liegt der Anteil resistenter Keime bei über 60 Prozent. Bei zwei von drei dieser Patienten liegen Multiresistenzen vor.

Der ausführlichen Bericht läßt sich unter www.rki.de herunterladen (in Suchbegriff "Tuberkulose" eingeben).

Mehr zum Thema

Multiresistente Tuberkulose

„Spannende Zeiten“ in der Tuberkulose-Therapie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert