Tuberkulin-Hauttest wird bei Erwachsenen gestrichen

DRESDEN (gvg). Das Deutsche Zentralkomitee für Tuberkulose hat seine Screening-Empfehlungen geändert: Der Tuberkulin-Test bei Erwachsenen wird gestrichen. Mit dem Test wurden bisher Kontaktpersonen des Indexpatienten routinemäßig von Gesundheitsämtern gescreent.

Veröffentlicht:
Der Tuberkulin-Test war Jahrzehnte Screening-Standard.

Der Tuberkulin-Test war Jahrzehnte Screening-Standard.

© Friedel / Imago

Bisher sahen die DZK-Empfehlungen ein zweistufiges Screening-Schema vor, bei dem zunächst der Tuberkulin-Hauttest eingesetzt wurde. Zur Bestätigung erfolgte dann ein Interferon-Gamma-Release-Assay (IGRA).

Von dem zweistufigen Verfahren verabschiedet man sich jetzt, wie der DZK-Experte Privatdozent Roland Diel beim Pneumologenkongress in Dresden erläuterte: "Studien haben gezeigt, dass die Netto-Sensitivität dieses zweistufigen Ansatzes nur 61 Prozent beträgt."

Anders ausgedrückt: Vier von zehn infizierten Kontaktpersonen werden übersehen. In der neuen Empfehlung rückt der IGRA nun als alleiniger Screening-Test nach vorn. Das führe bei den aktuellen IGRA-Tests zu einer Sensitivität von rund 85 Prozent.

Die Spezifität des IGRA liegt bei über 97 Prozent. Die neue Empfehlung gilt für über 15-jährige Kontaktpersonen des Indexpatienten. Bei Kindern gebe es noch zu wenige Studien.

Die These, dass der IGRA auch hier besser sei als der Tuberkulin-Hauttest, können durch Daten noch nicht abgesichert werden. Speziell bei Kindern unter 5 Jahren gebe für den IGRA bisher gar keine Studien, so Diel.

Der IGRA ist deutlich teurer als der Tuberkulin-Hauttest. Wenn die Vorauswahl der zu screenenden Kontaktpersonen allerdings sorgfältig gemacht wird, muss der Umstieg nicht zwangsläufig zu höheren Kosten führen. Weil er einfach und billig ist, wird der Tuberkulin-Hauttest derzeit nämlich eher zu oft angewandt.

"Bei einem sputumpositiven Indexpatienten müssen nur jene Kontaktpersonen gescreent werden, die mindestens acht Stunden mit dem Indexpatienten in einem Raum verbracht haben", betonte Diel. Ist das Sputum negativ, steige diese Schwelle sogar auf vierzig Stunden.

Mehr zum Thema

Multiresistente Tuberkulose

„Spannende Zeiten“ in der Tuberkulose-Therapie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer