Virologen fürchten Pandemie durch Vogelgrippe-Viren

WASHINGTON (rdg). Ein US-Expertenkomitee fürchtet den Ausbruch einer Grippe-Pandemie, wenn es zu weiteren Mutationen des H5N1-Stammes kommt. Dieser Virenstamm, der Anfang des Jahres die Geflügelpest in Ostasien auslöste, hat sich seit seinem ersten Auftreten 1997 deutlich verändert.

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In dem Report der National Academies of Science, der fast zeitgleich mit einer ähnlichen Warnung der Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlicht wurde, wird mehrfach auf die katastrophale Grippe-Pandemie von 1918 hingewiesen. Die Autoren des Reports - unter ihnen der deutsche WHO-Experte Dr. Klaus Stöhr - sehen ein Potential für eine Epidemie, die der damaligen ähnlich ist. 1918 brach eine Influenzawelle aus, die fast die ganze Welt erreichte. An dieser sogenannten "Spanischen Grippe" starben etwa 50 Millionen Menschen.

    Das H5N1-Virus könnte sich so verändern, daß es von Mensch zu Mensch übertragen wird.
   

Der Beiname "Spanische Grippe" hat nichts mit dem Herkunftsland zu tun, sondern geht darauf zurück, daß die relativ unzensierte Presse im neutralen Spanien als erste von der Infektionswelle kündete. Berichte über das grippebedingte Massensterben wurden damals häufig unterdrückt, um nicht von den Kriegsanstrengungen abzulenken.

Nach Einschätzung der Experten ist die Weltbevölkerung von einer ähnlichen Epidemie momentan "nur ein paar Mutationen entfernt". Der Auslöser einer solchen Katastrophe könnte das H5N1-Influenza-Virus sein. Nach Angaben des Schweizer Veterinärmediziners Dr. Christian Griot kann das Virus inzwischen auch Säugetiere befallen.

Hauskatzen ließen sich damit experimentell infizieren. Anfällig sind offenbar auch größere Säugetiere. So erkrankten und starben in einem thailändischen Zoo mehrere Tiger, die mit Fleisch infizierte Hühner gefüttert wurden. Befürchtet wird, daß das H5N1-Virus sich so verändert, daß eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich wird, etwa über Tröpfcheninfektion.

Außer H5N1 könnten jedoch auch weitere Influenzastämme eine Veränderung durchlaufen, die eine Übertragung von Mensch zu Mensch ermöglicht. Dazu zählen etwa das H7N3-Virus, das in der kanadischen Provinz British Columbia zu einem Ausbruch der Geflügelgrippe geführt hat, und die Stämme H5N2, H6N2, H7N2, die in den USA und Mexiko nachgewiesen wurden.

Die Entwicklung eines spezifisch gegen H5N1 gerichteten Impfstoffs steht, so die Autoren des Reports, vor einem Problem: Die Erreger der Vogelgrippe lassen sich nur schlecht züchten. An der Entwicklung eines Impfstoffs mit gentechnischen Methoden wird derzeit gearbeitet.

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