"Die Seele des Patienten braucht genauso viel Hilfe wie sein Körper"

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Es sind einige der bekanntesten Gesichter der Republik: Reinhold Beckmann, Marietta Slomka, Heike Drexler und Ben Becker schauen derzeit von Plakatwänden herunter, auf denen die Deutsche Krebshilfe um Spenden wirbt.

Der Verein ist vor 30 Jahren von Mildred Scheel, der Frau des damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel, gegründet worden. 2200 Projekte im Kampf gegen Krebs hat die Deutsche Krebshilfe seither gefördert. Umgerechnet 1,1 Milliarden Euro an Spenden wurden in dieser Zeit eingenommen.

Daß heute wie selbstverständlich über Krebs gesprochen wird, ist auch ein Verdienst dieses Vereins. Bis in die 1970er Jahre war Deutschland alles andere als ein in der Tumormedizin führendes Land. Die Diagnose Krebs galt vielerorts noch als eine vom Schicksal verordnete Strafe. Nicht einmal Arzt und Patient sprachen offen darüber.

In dieses Schweigen hinein erhob Mildred Scheel ihre Stimme. "Nur ein gut informierter Krebspatient kann zum Partner seines Arztes werden und aktiv an seiner Genesung mitarbeiten", sagte die engagierte Präsidentengattin. Am 25. September 1974 gründete sie mit einigen Mitstreitern die Deutsche Krebshilfe.

Scheel setzte Themen: Krebs-Früherkennung zum Beispiel. Die Medien zogen mit. Die ersten zehn Millionen Mark an Spenden, die schon nach eineinhalb Jahren bei der Krebshilfe eingegangen waren, nutzte der Verein, um Kliniken mit Geräten zur Krebsdiagnostik und Therapie auszustatten.

In Broschüren informierte die Krebshilfe Patienten über die Möglichkeiten, mit der Krankheit zu leben, gegen sie zu kämpfen und sie zu besiegen. Das war Teil von Mildred Scheels Anstrengungen, die Krebstherapie zu humanisieren: "Die Seele des Patienten braucht genauso viel Hilfe wie sein Körper", sagte sie 1975. Für Menschen, die aufgrund ihrer Krebserkrankung in soziale Notlagen gerieten, gab es einen Härtefonds der Krebshilfe.

1977 gründete die Krebshilfe die Deutsche Stiftung für Krebsforschung, die seit 1985 "Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung" heißt. Sie unterstützt die Finanzierung kliniknaher wissenschaftlicher Projekte.

Tatsächlich schafften Mildred Scheel und ihre Mitstreiter es, aus dem Kampf gegen Krebs so etwas wie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu machen: "Der Krebs und seine Bekämpfung sind nicht nur eine Herausforderung an die Wissenschaftler, Ärzte, medizinisches Fachpersonal und an den Staat. Der Krebs ist eine Herausforderung an uns alle", schrieb die Präsidentengattin 1977.

Mildred Scheel starb 1985 - an Krebs. Deutschland verfügt heute über ein international anerkanntes Niveau in der Tumorforschung. Etwa die Hälfte aller Frauen gehen zur Krebsvorsorge und immerhin ein Fünftel aller Männer. Mildred Scheel hat dazu beigetragen. (af)

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