Therapie-Defizite bei Ovarialkrebs

BERLIN (gvg). Sechs von zehn Frauen mit Ovarialkarzinom werden in Deutschland nicht optimal behandelt. Die Überlebensrate hängt aber direkt von der Qualität der Therapie ab. Das belegen Ergebnisse einer Studie der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO).

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Für die von Bristol Myers-Squibb unterstützten Studie werteten Wissenschaftler Daten von 476 Patientinnen aus, bei denen im 3. Quartal 2001 ein Ovarialkarzinom neu diagnostiziert worden war (Zentralblatt für Gynäkologie 127, 2005, 9).

In nationalen wie internationalen Leitlinien werde bei Ovarialkarzinomen primär eine Operation empfohlen, bei der alles sichtbare Tumorgewebe entfernt und ein präzises Staging gemacht wird, so Professor Andreas du Bois von den Dr. Horst Schmidt-Kliniken in Wiesbaden zum derzeitigen Therapiestandard.

Stadienabhängig wird anschließend mit einem Platinpräparat alleine oder in Kombination mit Paclitaxel (vom Unternehmen Taxol®) behandelt. Nur im selten festgestellten Frühstadium gibt es keine adjuvante Chemotherapie.

"Optimal behandelt wurden nur etwa 40 Prozent der untersuchten Frauen", berichtete du Bois. Bei der Chemotherapie erhielt etwa ein Drittel nicht die Standardsubstanzen. Die Operation und das Staging verliefen bei 44 Prozent der Frauen nicht optimal, entweder weil Tumorreste übrig gelassen wurden oder weil kein korrektes Staging erfolgte.

"Diese Unterschiede in der Therapiequalität hatten direkten Einfluß auf das Überleben", sagte du Bois in Berlin. Lag die Überlebensrate nach drei Jahren bei optimaler Therapie bei 75 Prozent, so waren es 40 bis 50 Prozent, wenn Op oder Chemotherapie nicht optimal verliefen.

Waren gleich beide Therapien nicht optimal, überlebte nur ein Viertel. Nach dem Krankheitsstadium ist "die Qualität der Therapie unabhängig von Grunderkrankungen oder vom Allgemeinzustand der zweitwichtigste Prognosefaktor", so du Bois.

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