Mit klarem Konzept klappt die Tumor-Schmerztherapie

BAD ORB (ner). Eine suffiziente Tumor-Schmerztherapie können fast immer auch Hausärzte machen, sagt der Düsseldorfer Allgemeinarzt Kurt Gillhausen. Voraussetzung ist ein klares Behandlungskonzept.

Veröffentlicht:

"Wir können Patienten mit Tumorschmerzen zu 90 Prozent zu Hause behandeln", sagte Gillhausen bei der practica in Bad Orb. Dazu müsse man sich an drei Grundregeln halten:

  • Die Basismedikation besteht aus langwirksamen, retardierten Analgetika, die immer nach festem Zeitschema verordnet werden,
  • es gibt keine Dosisobergrenzen bei der Basismedikation. So kommen selbst schmächtige Menschen mit täglichen Morphindosen von 3000 mg und mehr zurecht, wenn sie sie benötigen, wie Fallgeschichten belegen.
  • für Schmerzspitzen werden kurz- und möglichst rasch wirksame Analgetika verschrieben, etwa Metamizol bei viszeralen Schmerzen, Flupirtin und Diclofenac bei Knochenschmerzen oder nichtretardiertes Fentanyl.

Die Dosierung der Schmerzspitzenmedikation mit Opiaten erfolgt mit einem Sechstel der Opiat-Tagesdosis pro Einzelgabe. Wird regelmäßig mehr als dreimal diese Medikation benötigt, müsse die Basismedikation angepaßt werden, so der Allgemeinmediziner.

    Ein Trend geht dahin, die Stufe II des WHO-Schemas zu überspringen.
   

Ein neuer Trend der Tumorschmerztherapie geht dahin, die Stufe II im WHO-Schmerztherapiekonzept (schwach potente Opioide) wegzulassen und sofort auf Stufe-III-Opioide umzusteigen, wenn Stufe-I-Analgetika nicht mehr wirken. Damit erspart man den Patienten einen erfahrungsgemäß oft notwendigen Opiatwechsel.

Ganz vermeiden läßt sich ein Opiatwechsel oft trotzdem nicht, denn: "Nicht ein bestimmtes Opiat ist für jeden Patienten das beste", betonte Gillhausen.

Ursache dafür sind eine individuell unterschiedliche Ausprägung von Opiatrezeptorsubtypen sowie Unterschiede bei der Arzneimittelmetabolisierung. Bevor jedoch gewechselt wird, soll die jeweilige Substanz zunächst ausreichend hoch dosiert werden.

Unverträglichkeiten sind zwar oft ein Grund für den Wechsel eines Opiates, können jedoch auch auf der unzureichenden Antiemese beruhen, die der Patient erhält.

Die zu Therapiebeginn auftretende Müdigkeit verschwinde mit der Zeit, so der Hausarzt, der viel Erfahrung mit der Behandlung von Patienten mit Tumorschmerzen hat.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zahlen von vfa und IGES

Krebsmedikamente bleiben innovativ – und teuer

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an